Es ist immer schön zu sehen, wie eine Künstlerin mit Klängen und Genres experimentiert, die ihr Publikum nicht mit ihr in Verbindung bringen würde, aber im Fall von WANDERLUST hat SOPHIE ELLIS-BEXTOR einfach ihre Elektropop-Schmusedecke aufgegeben und sich einer erdrückenden Bettdecke aus Klischees und wirkungsloser Romantik hingegeben.
Von Anfang an ist klar, dass „Wanderlust“, Co-Autor und produziert von Ed Harcourt, Sophie Ellis-Bextor ist, die eine andere Richtung einschlägt. Der Eröffnungstrack „Birth Of An Empire“ erwacht schreiend zum Leben mit den schrillen, exotischen Streichern, mit denen epische Fantasyfilme wie „Prince Of Persia“ ankündigen, dass sie in der Ye Olde-Wüste im Nahen Osten, 3000 v. Chr., spielen. Das bekommt man bei Calvin Harris einfach nicht hin. Es ist eine sagenhaft melodramatische Eröffnung, zu den grenzwertig hysterischen Streichern gesellen sich bald pochende Klavierakkorde und bedeutungsvolle Texte – „Can you feel this empire being born?“ – und man kann ihm irgendwie verzeihen, dass es sich ein wenig um einen Disney-Soundtrack aus der Zeit nach 1989 handelt, nur weil er in seiner Theatralik so herrlich kompromisslos ist.
Die beiden originellsten Titel des Albums sind „13 Little Dolls“ und „Love is a Camera“, die Sophie’s osteuropäische Einflüsse am meisten hervorheben. Beide wurden von den Reisen der Sängerin nach Russland beeinflusst, wo es ihr gelang, eine respektable Karriere als Sängerin und Model aufzubauen. Ersteres bezieht sich auf russische Nistpuppen und wird von einer markanten elektrischen Balalaika-Linie angetrieben. Letzteres ist ein schleppender Tango, in dem die Sängerin mühelos ein Märchen über ein Mädchen erzählt, das Menschen fotografiert, um ihre Erinnerungen zu bewahren. Sophie’s Musik klang noch nie so lyrisch reich und Titel wie dieser ermöglichen es ihr, ihre Fähigkeiten als Geschichtenerzählerin unter Beweis zu stellen.
Ein weiteres Highlight ist die filmische Ballade „Cry to the Beat of the Band“, die erneut Sophie’s einzigartige Stimme in den Vordergrund rückt und mit einem krachenden Refrain aufwartet. Trotz all seiner weltumspannenden Nuancen und ausgefallenen Statements von Größe ist es eine beeindruckende Pop-Platte. Es gibt keine sofortigen Befriedigungen, sondern eher eine Anthologie subtilerer Melodien – die vor allem den Grund zeigen, warum wir uns vor all den Jahren in Ellis-Bextor verliebt haben: ihre Stimme. Auch wenn es völlig abwegig ist, hat man immer noch das Gefühl, in ihre Pop-Welt hineingezogen zu werden.
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