Die Erinnerungen an letztes Jahr liegen noch klar und deutlich vor uns: es war Anfang August, die Dunkelheit ist bereits hereingebrochen und Polarkreis 18 standen auf der Bühne. Die meisten Menschen interessierten sich nicht für die Band und nahmen die Musik überwiegend als nicht störendes Hintergeräusch war. Schade für eine Gruppe. Doch es kam noch schlimmer aus Sicht der Dresdner: erst als die ersten Klänge zu ‚ Allein Allein ‚ angestimmt wurden, erhob so mancher sein Haupt in Richtung der Bühne. Einige gingen sogar ein paar Schritte nach Vorne und viele freuten sich eben diese Worte nun im Refrain mitsingen zu dürfen. Am Ende der vier Minuten überschattete das Desinteresse wie ein unsichtbarer Schleier erneut die Menschen vor der Bühne und man wartete gemeinsam auf das Ende der Show von Polarkreis 18. Festivals können manchmal eine grausame Angelegenheit sein. Für uns wurde in diesen Minuten deutlich, die Popgruppe aus Dresden hatte einen Hit, Ihre Aufmerksamkeit und den Ruhm. Doch man sollte wissen wann Schluss ist und den Rückzug als sinnvolle Alternative endgültig aufgreifen.
Vielleicht hatte Polarkreis 18 einen ähnlichen Gedanken bei der Benennung Ihrer dritten Platte ‚ Frei ‚ mit zehn neuen Tracks. Das Eröffnungsstück ‚ Frei ‚ stürmt mit bewährten Mitteln durch eine blitzende Produktion. Pompöse Arrangements zwischen deutsch-englischen Texten (was man auch nicht unbedingt gut finden muss) vermitteln nette Unterhaltung, jedoch in kühler und distanzierter Atmosphäre. Damit dem Abhilfe geschaffen wird, presst uns die Gruppe mit ‚ Unendliche Sinfonie ‚ auch gleich die erste Single in die Gehörgänge. Das soll aber nun durchaus positiv gemeint sein, denn Vorurteile gegenüber neuen Songs waren klar vorhanden – wenngleich es dieses Mal ohne Folge bleiben sollte. Zumindest in Bezug auf ‚ Unendliche Sinfonie ‚ mit hymnischen Bezauberheiten, zu denen man im Verlauf der kommenden Minuten noch oftmals zurückdenken muss. Mit ‚ Deine Liebe ‚ setzt sich aber erstmal der Aufwärtstrend fort, hysterische Refrains, aufgepumpte Synthies und kratzende Rhythmen setzen ein dickes Ausrufezeichen hinter den Namen Polarkreis 18.
Sie können es also doch noch. ‚ Evergreen ‚ tanzt traumwandlerisch durch fallende Schneeflocken und besiegelt nach seinem Ende das gesamte Album. Denn die komplette zweite Hälfte darf man sich getrost sparen. Als hätte man sich aufgegeben. Restliche Strukturen zerfallen vor unserem Auge und hinterlassen belanglose Oberflächen ohne Details und Abhebungen. Die Luft ist raus, die Ideen dahin. Um aus diesem Loch zu entfliehen müssen sich Polarkreis 18 für das nächste Werk (sollte eines erscheinen) im wahrsten Sinne des Worte Flügel wachsen lassen.
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