Carl Barât hat die Luft aus den Segeln genommen. Ja es ist eine Floskel und die mögen wir ebenso wenig, wie viele andere auch. Aber manchmal muss Sie sein, da es treffender kaum beschrieben werden könnte: Carl Barât hätte es seinem Ex-Kollegen Pete Doherty aber mal so richtig zeigen können, „Schau her, so muss das gemacht werden“, wäre da nicht dieser ominöse Termin am 31. März 2010 gewesen. Da saßen Doherty und Barât scherzend und lachend auf einer Couch, spielten Gitarre und verkündeten den Journalisten mal ganz nebenbei die Rückkehr der Libertines in Originalbesetzung. Im August wirbelten beide dann über die Bühne des Reading Festivals, als wären sie nie im Streit auseinander gegangen. Es ist manchmal schon seltsam, wie die Dinge Ihren Lauf nehmen. Das gleichnamige Solo-Album verliert damit natürlich nichts an Qualität, doch das öffentliche Interesse (im Besonderen das der Journalisten) dürfte sich danach ein wenig gelegt haben. Uns soll das aber wenig interessieren, schließlich geht es nach wie vor um die Musik und nicht um den polarisierenden „Boomerang-Effekt“ Pete Doherty. Die Dirty Pretty Things sind Geschichte, Carl Barât die Gegenwart und sein Debüt eine Platte, der man tatsächlich die vollste Beachtung schenken sollte.
Wie auf dem Cover zu sehen, handelt es sich bei ‚ Carl Barât ‚ um eine Selbstaufnahme und was den Leser an dieser Stelle interessieren dürfte, was hat sich gegenüber der Libertines und den Dirty Pretty Things im Wesentlichen geändert? In erster Linie konzentriert sich Barât auf einen reichhaltigeren, klassischen Pop-Sound und verzichtet auf marode Garage-Elemente. Beibehalten wurde der typische Witz von Barât selbst, unter der Entstehung einer deutlicheren Tiefe die sich schlussendlich darin widerspiegelt, sich nicht weitestgehend auf Inspriationen verlassen zu haben (wie es Doherty gerne veranstaltet), sondern auf lange und harte Arbeit. Das Ergebnis ist ein starker Sinn für Kultur und Erbe, mit vielen Elementen der britischen Bewegung, von dem pumpenden Bass der Single ‚ Run With The Boys ‚ hin zu der eleganten Scott Walker-artigen Nummer ‚ Je Regrette, Je Regrette ‚, die im Übrigen mehr an die Last Shadow Puppets erinnert, als an die Libertines.
‚ She’s Something ‚ verliert zwar kurz den Faden, ‚ Carve My Name ‚ hingegen überzeugt mit einer sanften Melancholie und der vergeblichen Suche nach dem glücklichen Ende. ‚ The Fall ‚ glänzt mit einer üppigen Orchestrierung und während des Albums wird die Vorstellung einer Reunion der Libertines immer deutlicher. Pete Doherty wäre für die rotzigen Nummern zuständig, während Barât die ruhigen Momente beherrschen würde. Es erinnert an die Raconteurs zwischen Jack White und Brendan Benson. Wir hoffen jedoch, diese Vorstellung fliegt aus unseren Gedanken und das Geschenk einer dritten Platte der Libertines knüpft nahtlos an alte Zeiten an. Alles andere an kreativen Verwirklichungen können beide schließlich nun in Ihre Solokarrieren stecken. Doch um den Schluss für das aktuelle Werk von Barât zu finden, überzeugt er ebenso wie (Solo-) Doherty. Die Ansätze sind verschiedene, der Antrieb bleibt der Gleiche: Die Überzeugung es wegen der Musik zu tun. Und diese dürfte schlussendlich maßgeblich für die Zusammenführung der Libertines gesorgt haben. Wir sind gespannt…
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