Die neuen Songs von ABBA sind weniger überraschend als das Comeback selbst.
Als jemand, der zu dieser Zeit noch nicht lebte, kann an dieses ABBA Album recht entspannt herangehen. Nostalgie ist – im Gegensatz zu Millionen anderen Menschen dementsprechend keine zu spüren – doch die erfolgreiche Geschichte darf natürlich nicht ausgeblendet werden, entscheidet doch gerade diese bei genannten Menschen über Erfolg oder Misserfolg dieses Albums. Und diese Gruppe fieberte sicherlich seit Wochen oder Monaten auf diesen Freitag hin, alle anderen wurden in den letzten Tagen Zeuge davon, wie kostenlose Promotion auch gehen kann, wenn die Veröffentlichung eines Albums es gar bis in die Tagesthemen der ARD schafft. Und warum nur? Für eine letztlich mittelmäßige Platte, die einige hübsche Songs enthält – aber streng auf diese Songs reduziert – keine Legitimation dafür erhalten sollte, dass einen die Medien in dieser breiten Fläche damit förmlich überschwemmen.
Letztlich zeigt es nur eines: wie groß die Sehnsucht nach der Vergangenheit ist – Nostalgie in Ihrer reinsten Form. ABBA haben diese grundlegend soziale Emotion geschickt genutzt und machen damit in den nächsten Wochen – insbesondere durch die groß aufgezogenen Bühnenshows – ordentlich Kasse. „Voyage“ entstand, nachdem sich die vier Bandmitglieder 2018 wieder zusammengefunden hatten, um zwei neue Songs für ein geplantes TV-Special aufzunehmen. Offensichtlich haben die Songwriter-Produzenten Ulvaeus und Benny Andersson sowie die Sängerinnen Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad in der folgenden Zeit ihren alten kreativen Funken lange genug entfacht, um weitere neue Songs zu entwickeln.
ABBA haben hier keinen Versuch unternommen, zeitgenössischen Trends hinterherzujagen – “I don’t mind Drake, I just don’t know what modern pop artists are doing,” sagte Andersson auf der Pressekonferenz im September. Stattdessen haben sie ein insgesamt ruhiges Album gemacht, dass nur mit der Disco-Single „Don’t Shut Me Down“ und dem galoppierenden Knaller namens „No Doubt About It“ das Album in ein einigermaßen optimistisches Terrain bewegen. Der Rest ist belanglos, manchmal auch kitschig, wie in „I Still Have Faith In You“, und textlich wird es teils gar miserabel, wenn man beim Refrain von „I Can Be That Woman“ eigentlich nur daran verzweifeln kann. Letztlich wäre der Versuch, moderne Musiktrends zu übernehmen, wahrscheinlich auch sehr peinlich geworden und so gibt es eben nette ABBA-Musik, die nostalgisch klingt und manch einem verloren geglaubte Erinnerungen an längst vergangene Tage zurück bringen wird.
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