Other Half – Soft Action

Alternative Rock, VÖ: Dezember 2022
Die Band OTHER HALF profitiert auf ihrem zweiten Album SOFT ACTION zweifellos von den Ideen der Bassistin Sophie Porter, die die Gruppe an interessante Orte bringt.

Zwei Jahre nach ihrem flüchtigen Debüt „Big Twenty“ sucht der sorgfältig ausgearbeitete Sound der Band nach weiteren Inspirationen. Während hämmernde Drums und dröhnender Gesang oft die vertraute Kriegszonen-Atmosphäre früherer Veröffentlichungen erzeugen, zeigt die Platte auch Sounds, die von neuem und altem Post-Punk inspiriert sind. Wo sein Vorgänger ausgefranste und weitläufige Kanten aufweist, entscheidet sich Soft Action für einen strafferen Produktionsansatz. Die raffiniertere Instrumentierung von Tracks wie „Just A Holiday“ und „Jollies With The Boys“ erzeugt ein organisiertes Chaos, das den Sound vorantreibt. Die Band spielt mit wilder, aus den Fugen geratener Energie und kaum verhülltem Hohn und kanalisiert ihre Inspirationen mit Dynamik, nicht nur mit ehrfürchtiger Nachahmung. 

„All these genre tropes, they give me hope“, sangen sie letzten Frühling auf ihrer (großartigen) Single „Genre Tropes“ – ein wissendes Augenzwinkern und ein ernstes Bekenntnis zugleich. Sie sind sich ihrer eigenen Neigungen bewusst und lehnen sich furchtlos an sie an. Mit „Like A Dog“, einem schnellen, 40 Sekunden langen Song, beginnt der Ton des Albums. Aggressiv, intensiv und launisch, es lässt sich absolut nicht verbergen, wie diese Band klingt. Es fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an und ist die perfekte Eröffnung, weil es sofort Interesse weckt. Eine andere Sache, die Other Half wirklich gut machen, sind kreischende, dissonant klingende Gitarren, die nicht so klingen, als würden sie funktionieren, es aber überraschenderweise doch tun. 

In „All Bets Are Off“ erzeugen die Gitarren Klänge der Angst, die die Texte und Cal’s Gesang widerspiegeln. Das Anhören kann zwar schmerzhaft sein, aber das scheint der Punkt zu sein, und diese einzigartigen Gitarren sind der Schlüssel. Während das Album in der Mitte abfällt und die Songs ein wenig gelangweilt klingen, verändert „Doom Logo“ das Tempo. Mit leisen, sanften Gitarren, die den fast gesprochenen Klang der Gesänge widerspiegeln, unterscheidet sich dieser Song sicherlich von den anderen. Es ist eindeutig ein emotionaler Track, und das wird durch das Flehen in Cal’s Stimme dargestellt. Leider ist der Track extrem kurz, was ehrlich gesagt eine Schande ist. 

Im abschließenden „If You Write The Way You Talk“ erleben wir einen kompletten Tempowechsel, mit cleveren Texten, die eine Geschichte erzählen und das Album wirklich gut abrunden. „Soft Action“ ist die perfekte Platte, um für ein kathartisches Geschrei zu drehen, egal ob man traurig oder wütend ist oder einfach nur feiern möchte. Mit dieser Veröffentlichung haben sich Other Half als eine Kraft erwiesen, mit der man in der Post-Hardcore-Community rechnen muss.

8.0