O. Children – O. Children

Indie RockSynth Pop, VÖ: Juli 2010

Sie haben es also endlich getan: Aus der staubigen Hype-Hysterie wurde ein vollständiges Album gezeugt. Man glaubt in den zehn Songs auf Ihrem gleichnamigen Album ‘ O. Children ‘ die Melodien zu kennen und wird mit atemberaubenden Effekten, egozentrischen Melodien und einer verdammt tiefen Stimme von Sänger Tobias eines Besseren belehrt. Es ist demnach eine unbestrittene Pflicht, sich dieses phantastische Album einer wahrlich spannenden Band in die heimischen Regale zu stellen. Natürlich bevorzugen wir die gute Vinyl-Platte, doch egal ob nun lieber Compact Disc, oder MP3 – klingen werden die Tracks auf Ihrem Debüt in allen Formaten wie der längst vergessene Traum aus Gothic Rock, phantastischen Rhythmusgruppen, gigantischen Rock-Hymnen und Einflüssen von Joy Division über Gang Of Four bis hin zu ESG. Bereits im vergangenen Jahr sammelten O. Children in angesagten Bars in East London und kleinen Spielstätten im ganzen Land eine allmählich wachsende Fangemeinde um sich. Ihre unerwartete und sehr erfolgreiche Single ‚ Dead Disco Dancer ‚ aus dem letzten Sommer erschien vollständig ausgeformt und doch musste sich diese im Zuge der Albumveröffentlichung einer kleinen Politur unterwerfen.

Der kratzige und beißende Ausflug von den Engländern verschob man auf das Ende des Songs. Vielleicht ein kleiner Wermutstropfen am Beginn, aber mit Blick auf das gesamte Werk eine durchaus nachvollziehbare und stimmige Handlung. Eine weitere Kostprobe schenkten uns O. Children mit der aktuellen Single ‚ Ruins ‚ in Minuten der schieren Intensität. Fast schon heroisch stand Sänger Tobias inmitten einer kalten und gefühlslosen Umgebung, der Bass wabbert durch euphorische Synthies und hoffnungsvolle Refrains, die von der tiefen und markanten Stimme in das grelle Licht am Ende des Tunnels gezerrt wurden. Der Opener ‚ Malo ‚ stürzt sich in die Mitte der 1980er Jahre, die Augen fallen zu und Vergleiche mit den White Lies, aber auch mit Echo & The Bunnymen werden zum Leben erweckt. ‚ Heels ‚ gehört ohne Zweifel zu den Glanzmomente, ist eine der angesprochenen Rock-Hymnen, die sich in gigantischer Art und Weise in den dunkelgrauen Himmel schrauben – der Umfang ist immens. ‚ Smile ‚ wälzt sich langsam mit einem tiefschwarzen Bass durch die Strophen und ist wie ‚ Pray The Soul Away ‚ eine unmissverständliche Hommage an The Sister Of Mercy und The Mission.

‚ Radio Waves ‚ umschließt fest den emotionalen Indie-Pop und begibt sich gegen Mitte auf einen psychedelische Trip, der so manche Nerven kompromisslos verschlingen wird. Ebenfalls perfekt inszeniert wurde das folgende Stück ‚ Pray The Soul Away ‚ mit Roboter-artigen Beats und einem schwadronierenden Schlurfen, das einzig vom abschließenden ‚ Don’t Dig ‚ in dessen montrösen Schatten gestellt wird. Atmosphärisch stark, schickt es den Hörer auf eine Reise durch verstörendes Rauschen, weiße Lichter umspielen liebevolle Alpträume und fünf Minuten befinden wir uns im Moment der puren Exzellenz. ‚ O. Children ‚ wandelt in der Vergangenheit, schmiedet aber dennoch eine eigene Identität und ist damit auf dem richtigen Pfade – diese Identität auf der nächsten Platte vollständig veredeln zu lassen.

9.6