Nova Twins – Supernova

Rock, VÖ: Juni 2022
Das zweite Album SUPERNOVA der NOVA TWINS konzentriert sich auf die Wiedergewinnung dessen, was genommen wurde, anstatt sich mit dem zu quälen, was verloren gegangen ist.

Für die Nova Twins aus Großbritannien sind Widrigkeiten, Kämpfe und Streitereien von großem Ausmaß – eine intersektionale Anhäufung von Rassismus, Sexismus, Umweltverfall und dem Verlust von Rechten. Das scharfe, prägnante Songwriting des genreübergreifenden Paares sorgt für eine überwältigende Explosion von verzerrtem Noise-Pop – und zerstört das Narrativ darüber, wer Rockmusik machen darf. Das Debütalbum „Who Are The Girls?“ der Nova Twins war eine spitze, aggressive Absichtserklärung einer Band, die gehört werden wollte. Inspiriert von der sachlichen Attacke von Rage Against The Machine und The Prodigy machten die 10 Tracks das Duo schnell zu einer der wildesten und wichtigsten Bands in Großbritannien. Dynamischer, experimenteller und mit weitaus mehr Reichweite als der Vorgänger, ist „Supernova“ in jeder Hinsicht ein größeres Album. Ihr Debüt mag sich mit Nu-Metal und Grime beschäftigt haben, aber der Nachfolger zieht von überall her. 

Wenn der hektische Intro-Track „Power“ hereinbricht, ist klar, dass nichts tabu ist. Aber keine Angst: Die Nova Twins sind immer noch verdammt heftig. „Antagonist“ ist ein rauflustiger Schläger mit donnernden Drums und quietschenden Gitarrenriffs und einem unverschämt poppigen Refrain, während das hämmernde „Enemy“ ein drängender, gewaltiger Song ist, der wie reine, entfesselte Wut klingt. „Supernova“ gedeiht in seiner gnadenlos wilden Energie. Die Nova Twins streben fast danach, uns gnadenlos zu überwältigen – und zwingen uns in ein Reich von Klängen, die so dicht geschichtet und berauschend sind, dass wir nicht anders können, als in den Wurf hineingezogen zu werden. Dieser Wall-of-Sound-Ansatz betont die markanteste Klangsignatur der Nova Twins – ihre Fähigkeit, bittere und süße Klanglandschaften auszugleichen. Ihre schroffen Nu-Metal-Breakdowns sind aufregend, aber das Duo ist ebenso in der Lage, pulsierende, Rave-fähige Refrains herauszuhauen.

„Choose Your Fighter“ spielt mit hüpfenden Drums und einem wirbelnden, pulsierenden Refrain herum, bevor ein vernichtender Breakdown den Track einreißt. Das Hochschalten fühlt sich immer wie ein Schlag in die Kehle an, der vor Absicht wütet und einen mit Sicherheit aus den Latschen haut. An anderer Stelle haben die Nova Twins ihren strukturierten, fröhlich ungepflegten Sound deutlich verfeinert, aber es muss inmitten des punkigen Chaos geschehen, um diesen wirklich gedeihen zu lassen. „K.M.B.“ beginnt mit einem schelmischen Intro im Eminem-Stil und ist eine Disney-ähnliche Dark-Rap-Fantasie, die den Brüdern Grimm vermutlich gefallen würde. Gesprenkelt mit verzerrten Gesängen und Jennifer’s Body-inspiriertem Storytelling ist es ein skurriler, verspielter Song, der ihre Bandbreite voll ausfährt. Aber der wirkliche Höhepunkt des Albums ist sein abschließendes „Sleep Paralysis“. 

Am Ende ist es eine wahre Metapher für die unwilligen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, zu denen wir alle während des Chaos gezwungen wurden, gewaltsam gelähmt, um den stetigen Untergang unserer gegenwärtigen Zivilisation mitzuerleben. Der Track ist effektiv, jedoch nicht ohne die zugrunde liegende Hoffnung, dass der Rest des Albums auch in der Lage ist, sich zu erheben und zu gedeihen. Nie war ein Albumtitel besser gewählt – das Duo steht im Zentrum einer hell brennenden, sich ständig ausdehnenden Klangexplosion, die von ihnen selbst geschaffen wurde, und genau wie eine Supernova ist es absolut atemberaubend, sie mitzuerleben.

9.5