Muse – The Resistance

Alternative RockRock, VÖ: September 2009
THE RESISTANCE ist ein Album, das man annehmen oder verdammt noch mal aus dem Weg räumen kann. Dazwischen gibt es eigentlich nichts. Es ist progressiver Pop von MUSE auf höchstem Niveau.

„A beautifully recorded, strong, sweeping, fighting, uplifting, rocking, and inclusive record about love“. Dieses Zitat stammt von Radiolegende Zane Lowe, der nach dem Interview mit Muse diesen Satz bei Twitter online setzte und wohl im Großen und Ganzen mit dieser Aussage richtig lag. Doch muss leider wieder einmal erwähnt werden, Muse haben klar die Ufer gewechselt. „Origin Of Symmetry“ ist Geschichte, „Absolution“ ist Vergangenheit und nur „Black Holes And Revelations“ ist zentraler Angelpunkt zwischen Gestern und Heute. Das heißt auch, die Inszenierungen von Bellamy und die Windungen in ungeschliffenen Soundkostümen, die mit dem starken Drang zum herrlich übertriebenen Pathos den maroden Klangkosmos zum drohenden Absturz bringen, sind vorbei. Bellamy klingt nun nicht mehr ausergewöhnlich, der Sound kreiert im Geiste nicht mehr das außerirdisches Wesen der Emanzipation und ist auch das endgültige Ende der Nachwirkungen vom damaligen Urknall „Showbiz“.

Es mag nun auf den ersten Blick alles recht negativ klingen. Doch tränen auch weiterhin dem Muse Fan der ersten Stunde die Augen. Wohin ist das Druckvolle verschwunden? Wohin die klaren Abgrenzungen zu den weltlichen Bands und warum erinnert „United States Of Eurasia“ kurzzeitig an den Klassiker „We Are The Champions“ von Queen? Das ist Gänsehaut pur in einem gänzlichen neuen Format. Während die Queens of the Stone Age mit dem fünften Werk zumindest für interessante Zukunftsperspektiven sorgten und damit alle Möglichkeiten offen ließen, sind Muse inmitten Ihrer bombastischen Orchestrierungen aus dem Vorgänger umzingelt worden. Sie spielen zwar weiterhin mit der Unendlichkeit und schaffen hin und wieder ordentliche Ansätze, aber Stücke wie „Guiding Light“ entdeckten bei der Reise wohl eher das schwarze Loch als die transzendenten Absurditäten geistiger Grundnahrungsmittel.

„Unnatural Selection“ ist dagegen das „Stockholm Syndrome“ oder auch das „Assassin“ vergangener Tage. Dieser sticht besonders durch seine drängenden Gitarren aus der verschwommenen Masse, setzt klare Akzente und rempelt hemmungslos gegen sämtliche Dimensionen der apokalyptischen Anschauung. Die Saiten strangulieren den Hörer kaltblütig aus dem Hinterhalt und klopfen Ihn mit feinsten Trash Metal in die Besinnungslosigkeit. Grandioser Song und auch der Abschied ist dem eines Muse Werkes absolut ebenbürtig. Hier verewigt sich die Band aus Teignmouth mit dem Schlusskurs Exogenisis. Eine dreiteilige 13 Minuten Symphonie, die über die klassische Musik triumphiert, eine Vision der Widersprüchlichkeit skizziert und den späten Grundstein von „The Resistance“ realisiert.

Die Ästhetik steht im Vordergrund, die wahrnehmbare Schönheit von Gesetzmäßigkeiten und Harmonie in Ihren Stücken blitzt durch die maroden philosophischen und architektonischen Konstruktionen hindurch, das revolutionäre Potenzial bleibt erhalten und schlussendlich erschaffen Muse eine recht schmackhafte Mischung, die wohl erst bei den Konzerten die vollständige Entfaltung erfahren wird.

7.8