Mother Mother – O My Heart

Indie RockRock, VÖ: September 2008

Eine drückende Tiefe durch den Bass von Jeremie Page, lässige Texte und ein mehrstimmiger Gesang der beiden Geschwister Ryan und Molly, etabliert den gleichnamigen Opener ‚ O My Heart ‚ schnell zu einer fetzigen Nummer mit einschmeichelnden Riffs und dem Unikat „echter Indie Rock“: Es geht hier um große Themen wie existenzielle Angst, Tod und Liebe, ohne Rücksicht auf rührselige Klischees. Denn diese finden bereits im zweiten Stück ‚ Burning Pile ‚ Ihre breitgefächerte Verwendung, während das oben genannte Stück ‚ O My Heart ‚ eine Hommage an die Pixies sein könnnte. Ebenso gilt das für den Track ‚ Body Of Yours ‚ mit dem hallenden Schlagzeug und der verblüffend ähnlichen Haltung zu den Pixies. Einzig der Unterschied garantiert hier eine vollkommene Verwechslung: Auf ‚ Body Of Yours ‚ hätten sich Black Francis und Kim Deal nicht in so vertrauter Zweisamkeit die Strophen geteilt. ‚ O My Heart ‚ wurde von Howard Redekopp (Tegan And Sara, The New Pornographers) produziert und ist bereits die zweite Platte von Mother Mother.

Übrigens gilt der Bandname für Frontmann Ryan Guldemond nach wie vor als „the best name out there“. ‚ Try To Change ‚ ist wie ‚ Ghosting ‚ eine nachdenkliche Nummer in akustischer Form und wieder beweisen die beiden Geschwister, mit der Aufteilung der hinreißenden Gesangsharmonien überhaupt keine Probleme zu haben. Diese Einstellung muss sich auf den kompletten Aufnahmeprozess übertragen haben: Egal welche Stelle man auch auswählen will, alles klingt harmonisch, aufrührend und extrem dynamisch. Auch gehört ‚ O My Heart ‚ zu den seltenen Juwelen, die sich das Beste für die zweite Albumhälfte aufsparen: ‚ Hay Loft ‚ ist ein herausragender Track und das nicht nur, weil er die Aufmerksamkeit wie ein kleines Kind in seiner bockigen Trotzphase fordert. Die Instrumentalisierung ist unglaublich eng geschnürt und gehört mit seiner stimmlichen Arbeit zu einer der spannendsten in der jüngeren Geschichte.

‚ Wrecking Ball ‚ verbindet alte Bluegrass-Erinnerungen mit Dance Beats und erschafft einen netten und eindringlichen Effekt über drei Minuten Spielzeit. Überhaupt zeigen Mother Mother ein ungemein feines Gespür für Melodien, die bei den restlichen kanadischen Indie-Rock-Bands des vergangenen Jahrzehnts meist vernachlässigt wurden. Erschienen ist die Platte auf dem kanadischen Label Last Gang Records, welches sich durch Bands wie Metric, Death From Above 1979, The New Pornographers und Crystal Castles als wahre Trendschmiede etablieren konnte. Mother Mother sind vielleicht am Ende nicht ganz so lyrisch wie They Might Be Giants, aber als Komponisten übertrumpfen Sie jede ähnliche Band mit Ihrem faszinierenden Einfallssreichtum. Bei so vielen innovativen Ideen könnte man selbst vor Neid erblassen. Und so bleibt uns eben nur der neidische Blick und die Hoffnung, diesen irgendwann einmal live auf die Band richten zu dürfen.

9.7