Miley Cyrus – Can’t Be Tamed

Pop, VÖ: Juni 2010
Inmitten eines stürmischen Aufgebots aus durchsickernden Synthesizern und stampfenden Dance-Beats beginnt das dritte Album von MILEY CYRUS unter ihrem eigenen Namen mit einem erklärendem Mantra: „Don’t live a lie!“

Auf dem Cover von „Can’t Be Tamed“ ist Miley von ihren stark geschminkten Augen bis zu den Zehenspitzen in Schwarz gekleidet, hat blasse Haut und kastanienbraunes Haar, das mehrere Nuancen dunkler als Hannah Montana’s Blond ist. Der Sound des Albums ist auch um einige Nuancen dunkler, aber im Rahmen; Während keiner dieser Songs so klingt, als gehörte er auf eines ihrer Alter Ego-Alben, wurde „Can’t Be Tamed“ von Hollywood Records, Disneys reiferen Imprint, veröffentlicht. Während „Liberty Walk“ die kühnen Synthesizer und Beats und gerappten Verse kantiger klingen als alle vorherigen Werke von Cyrus, halten optimistische Texte wie „Don’t live a lie/This is your life“ den Song Radio Disney-freundlich.

Ihr neues Album ist nicht schlecht. Das heißt natürlich auch, dass es nur halb gut ist, aber „Can’t Be Tamed“ ist voll von den eingängigsten Top-40-Hits, die man für Geld kaufen kann. Angeblich ist Cyrus‘ dritte Studioveröffentlichung ihre Unabhängigkeitserklärung – was sie genau damit meint, darf jeder für sich selbst interpretieren. Vielleicht aus ihrer Jugend, oder ihren „Hannah Montana“-Fesseln oder der öffentlichen Wahrnehmung von ihr. Mit 17 kümmert sich Cyrus nicht um ihren Ruf und sie rockt in Joan Jett’s schwarze Lederhose, um es zu beweisen. “I can’t be tamed! I can’t be changed!”, schreit Miley im weniger als drei Minuten langen Titeltrack.

Leider ist heutzutage kein „reifes“ Pop-Album vollständig, ohne dass das fragliche Starlet einen klassischen Rockstandard entweiht. Britney Spears verwässerte „I Love Rock ‚N‘ Roll“, Paris Hilton gurrte sich atemlos durch Rod Stewart’s „Do Ya Think I’m Sexy“ und Lindsay Lohan brachte uns eine völlig sinnlose Wiederholung von Cheap Trick’s „I Want You to“. Cyrus präsentiert hat sich für eine fadenscheinige Runderneuerung von Poison’s „Every Rose Has It’s Thorn“ entschieden, vollgestopft mit tiefen Synths und hallenden Rap-Beats, die auf einer Midtempo-Crunk-Platte nicht fehl am Platz klingen würden. 

Ein gutes Cover bietet uns tendenziell eine neue Perspektive oder einen neuen Blickwinkel auf das, was den Track ursprünglich so großartig werden ließ; Cyrus begnügt sich jedoch damit, jeden einzelnen Aspekt des Originals gleich zu halten, abgesehen von den modernen Produktionstechniken, ein Zug, der nur Zeilen wie “every cowboy sings a sad sad song”  bemerkenswert losgelöst von seinem Ausgangsmaterial klingen lässt. Miley versucht sich von den Leuten zu entfernen, die sie festhalten (Disney), obwohl sie immer noch bei einem Disney-Label unter Vertrag steht. Sie möchte ihren alten Hannah Montana-Charakter erschüttern, obwohl sie nächstes Jahr noch für eine vierte Staffel unter Vertrag steht. 

Es ist alles sehr verworren und man möchte Ihr wirklich von ganzen Herzen wünschen, dass sie in den nächsten Jahren Ordnung und Struktur in Ihr Leben bringen kann.

5.8