Mattiel – Georgia Gothic

Indie PopIndie Rock, VÖ: März 2022
“He came and met me in the bathroom, a little like a younger Jeff Goldblum,” zwitschert MATTIEL BROWN über schmuddelige Gitarren und einen treibenden Beat zu einem Song, der nach Hollywood’s Lieblingsexzentriker benannt ist. Zugleich gibt es den Ton für ein charmantes und witziges Indie-Pop-Album an.

Bei „Mattiel“ und „Satis Factory“ näherten sich Mattiel Brown und Jonah Swilley ihrem kreativen Prozess als zwei getrennte Köpfe, aber „Georgia Gothic“ zeigt, wie es klingen kann, wenn sich das Duo zu einer Einheit formiert. Dadurch sind die Songs nicht nur geschlossen und experimentell, sondern weitreichend in ihren Bezügen. Mattiel’s musikalische DNA wurzelt im Rock&Roll der 60er Jahre mit südlichem Einschlag, aber sie wagen sich in „On The Run“ in folkigeres Terrain, in „Wheels Fall Off“ in den Hinterhof-Blues und in eleganten Indie, der an Haim und The Kills erinnert. Auf „Subterranean Shut-In Blues“ gibt es sogar eine Konversation in Brown’s Gesang, die die ausgesprochen rätselhaften Töne von Mark Lanegan widerspiegeln und eine Band offenbart, die darauf aus ist, neue Techniken auszuprobieren.

„Wheels Fall Off“ und „Blood in The Yolk“, zweigen dagegen in ein avantgardistischeres elektronischeres Territorium ab. Besonders „Blood in The Yolk“ sticht mit seinem grandiosen Intro aus stechenden Gitarren und rollenden Drums hervor, die wie ein alptraumhafter Zirkusruf klingen, wobei die einzige Veröffentlichung mit dem traurigen, mürrischen Refrain kommt. „You Can Have it All“ ist der Zeitpunkt, an dem sich einige leichte Risse zeigen. Mit seiner Rückkehr zu einem rockigeren, Springsteen-ähnlichen Sound klingt der Track, als würde er nach mehr betteln. Mit seiner Mischung aus übertriebenem Gitarrensolo und leichten elektronischen Twangs klingt es, als würde es nach einer Erlösung, einer Explosion betteln, die leider nie kommt.

„How it Ends“ schließt das Album mit einem Höhepunkt ab. Mit der Rückkehr zu einem grungigeren Sound und dem schweren Funk-Gitarrenrhythmus kommt es mit einer „Last Gang in Town“-Mentalität und einer aufdringlichen Attitüde auf uns zu. Songs zu produzieren, die wir immer wieder festhalten möchten, ist natürlich der heilige Gral, und obwohl das Album es über die volle Distanz nicht schafft, dieses Niveau zu halten, könnten einem die Highlights noch lange im Gedächtnis hängen bleiben.

7.0