MARINA – Ancient Dreams In A Modern Land

PopRock, VÖ: Juni 2021
Die Auswahl Ihrer neuen Songs an satten Farben und blühenden Grüntönen schreibt MARINA dem klassischen Porträtkünstler John William Godard zu, eine starke Inspiration für das visuelle Element dieses Projekts.

Der Titeltrack des fünften Albums von Marina ist ein Wirbelwind einer Eröffnung und gleichzeitig tonangebend für die erste Hälfte des Albums. Er teilt donnernde Percussions und ein Gefühl der Dringlichkeit mit MARINA’s Stimme, die sich über eine wilde Basslinie erhebt, während ihr engelhafter Sopran in die Umlaufbahn katapultiert wird. Ein Gefühl des hart erarbeiteten Selbstvertrauens kommt an die Oberfläche: Die Überschwänglichkeit des ersten Tracks und die Früchte seiner Introspektion finden sich im zweiten wieder, einem frechen Selbstermächtigungsaufruf, der mit der Zeit immer hektischer wird. „Why be a wallflower when you can be a Venus flytrap?“, grübelt Marina im Scherz.

„Ancient Dreams In A Modern Land“ zeigt im weiteren Verlauf eine reifere und vielseitigere Interpretation ihrer glorreichen Weiblichkeit und ihres donnernden Elektro-Pop. „Venus Fly Trap“, „Man’s World“ und „I Love You But I Love Me More“ lassen die Marina aus den Tagen von „Electra Heart“ lyrisch wieder aufleben. Auf ihrem Höhepunkt folgt das sinnliche „Purge the Poison“ mit Pussy Riot und einer berauschenden, visuellen Welt aus Ketten, Leder und weiblicher Macht. „Flowers“ und „Goodbye“ sind zwei Balladen, die von Piano und Marina’s spiralförmigen Gesangsgeräuschen dominiert werden und uns zurück auf die Erde geleiten. Diese Tracks verändern sicherlich die Dynamik des Albums, aber auf eine Weise, die sich nicht unnatürlich oder erzwungen anfühlt.

Trotz relativ kurzer Spielzeit scheinen zwei unterschiedliche Alben um die Aufmerksamkeit des Hörers zu buhlen: ein gesellschaftspolitisch aufgeladenes Alternative-Pop-Rock-Epos auf der einen Seite und eine zartere intimere Erzählung nach Herzschmerz auf der anderen. Gemeinsam sind sie das Ergebnis Ihres einzigartigen musikalischen Talents, die Zwillingsseelen des Albums zu einer Einheit zu verschmelzen.

7.1