Mariah Carey – Emotions

Classic AlbumsPopR&B, VÖ: September 1991
EMOTIONS ist ein starker Nachfolger von MARIAH CAREYs selbstbetiteltem Debütalbum und räumt mit jeder Sorge vor einem Einbruch auf. Derselbe Mix aus Dance, R&B und Balladen, der Ihr Debüt einen so enormen Hörreiz verlieh, findet sich mit gleicher Stärke auf dieser Veröffentlichung wieder.

Das Disco-inspirierte „Emotions“ beginnt mit einem Gospel-ähnlichen Intro, dem wahrlich nur schwer zu widerstehen ist und viel mehr Lust darauf macht, aufzustehen und zu tanzen. Der Musikvideoregisseur Jeff Preiss zeigt Mariah Carey und ihre Begleiter zusammen mit einigen exotischen Tieren, die Emotionen durchleben, während sie feiern, herumfahren und Spaß in der Stadt haben. Jeff Preiss liefert im gesamten Musikvideo einen entsättigten Look, der mit einigen Farbtönen unterschiedlicher Art verflochten ist, die von Braun über Rot und Blau reichen. „Emotions“ ist im Grunde ein vollwertiger Disco-Song – ein bewusster Versuch, „Best Of My Love“, den Chartstürmer von 1977 der mit Earth, Wind & Fire verbundenen Disco-Schwestergruppe Emotions – neu aufleben zu lassen. „Emotions“ ist ein Song darüber, wie schwindelig einem die Liebe machen kann und nur Carey ruft diese Aufregung hervor, indem sie in einen quietschenden Overdrive geht. 

Aber die Teile von „Emotions“, an die sich jeder erinnert, sind die Stellen, an denen Carey’s Stimme höher und höher wird, in unmögliche Bereiche steigt, die nur für Hunde hörbar sind. Am Ende des Tracks treffen wir auf eine Reihe rücksichtsloser Luftschutzsirenen. Dann, als sie vor Erschöpfung zusammenbrechen sollte, stößt sie einfach ein tiefes und kehliges Kichern aus. Sie macht diese Dinge mit ihrer Stimme, die nur wenige andere Sängerinnen können, und sie hat Spaß dabei. Es ist ein Spiel für sie. Aber „Emotions“ ist nicht nur ein Vehikel für die hohen Töne von Mariah Carey. Es ist Genuss pur. Diese hohen Töne sind aus einem bestimmten Grund da. Sie rufen die großen Gefühle hervor, wenn man jemanden trifft und es klickt macht – dasselbe Gefühl, das Emotions mit „Best Of My Love“ eingefangen haben. 

Carey hat vier Songs mit David Cole und Robert Clivillés, den diesjährigen Pop-Dance-Maestros, koproduziert, aber die Partnerschaft funktioniert nicht: Ihre Beats sind nicht so hemmungslos und fröhlich wie bei ihrer Arbeit mit Lisa Lisa und Cult Jam oder C + C Music Factory. Stattdessen unterstützen sie Carey mit pumpenden House-Keyboards und recyceln schamlos die Akkorde von Cheryl Lynn’s „Got to Be Real“. Bei den anderen sechs Songs, alles Balladen, arbeitet Carey mit Walter Afanasieff zusammen, der auf ihrem Debüt „Love Takes Time“ produzierte und auch half, Michael Bolton’s bombastischen Soul zu erschaffen. Wenn das Tempo langsamer wird, tut Carey es auch, und Afanasieff kann ein effektives Ein-Mann-Orchester sein: Die stimmungsvolle Erhabenheit von „And You Don’t Remember“ und „Can’t Let Go“ wird im Radio großartig klingen.

Es gibt einen Konflikt zwischen Carey’s Durst nach musikalischen Herausforderungen wie Gospel-Refrains und der Light-Jazz-Ballade „The Wind“, die „Emotions“ beendet, und ihrer Abhängigkeit von kommerziellem Dance-Pop. Auf „If It’s Over“ beruft sich Carey sogar auf den Stil von Aretha Franklin’s klassischen Atlantic-Sessions. Carey hat von Franklin als Heldin gesprochen, aber es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen ihren Stilen – die Tochter eines Predigers, Aretha erfüllt selbst ihre langweiligsten Werke mit dem Geist der Kirche, während Mariah’s Mutter eine Opernsängerin war, ein Hintergrund, der sich in Exzessen wie die Falsett-Bomben niederschlagen, die so viele von Mariah’s Liedern unterstreichen. Aber auch wenn „Emotions“ nicht den Effekt aus dem Debüt wiederholen kann, bedeutete es dennoch einen großen Schritt nach vorne für Carey. 

Carey hat jeden Track auf der Platte selbst produziert oder mitproduziert. Sie arbeitet mit einer absoluten Legende zusammen und schreibt gemeinsam mit der ehemaligen Nummer-Eins-Künstlerin Carole King den Album-Track „If It’s Over“. Und sie zeigt der Welt, was sie mit einem explosiven, fröhlichen Track wie „Emotions“ so alles machen kann.

7.0