Lorde – Solar Power

PopRock, VÖ: August 2021
LORDE hat das Internet 2018 verlassen und ein Leben in der Cloud gegen eines hier auf der Erde eingetauscht. Sie besuchte die Antarktis, um mehr über den Klimawandel zu erfahren, und zog sich dann nach Neuseeland zurück, um dem Druck zu entgehen, lächerlich berühmt zu sein.

Lorde erklärte, „Solar Power“ sei „a celebration of the natural world, an attempt at immortalizing the deep, transcendent feelings I have when I’m outdoors.“ Das sind hohe, bewundernswerte Ziele – und eine edle Messlatte für einen der größten Popstars der Welt. Das Problem ist, dass davon nichts auf „Solar Power“ zu sehen ist. Das Album ist übersät mit lockeren Stimmungsbildern, die weder zur Selbstbeobachtung noch zum Eintauchen in die Natur einladen. Stattdessen liefert Lorde hauchdünne Berichte über Eskapismus, wie „goodbye to all the bottles, all the models / back to the clouds in the skies“ oder „it’s a blue day, we could jump Bulli.“ Dies sind nicht die transzendenten Gefühle, die O’Connor während des Aufbaus von „Solar Power“ angedeutet hat, sondern eher wie auf Hotelpostkarten gekritzelte Phrasen. Wenn man dieses Album hört, entsteht das Gefühl, jemandem zuzuhören, der uns seinen Urlaub beschreibt.

Der langsame Tanz „Stoned At The Nail Salon“ verliert seine bisherige Individualität als Single beim vollständigen Durchhören des Albums und fügt sich scheinbar in den Rest der Tracks ein. Dies kann auch über „Secrets Of A Girl (Who’s Seen It All)“ gesagt werden, dem „Solar Power“ erschreckend ähnlich sieht, aber auch die offensichtliche Frage aufwirft: Hat Lorde tatsächlich alles gesehen? Oder sind das nur die betrunkenen Geplänkel eines Mädchens, mit dem Sie sich beim Ausgehen versehentlich angefreundet haben? Obwohl „Big Star“ in die gleiche klingende Falle tappt, ist es etwas besser als die anderen Songs und fühlt sich echt an. Mit einem eingängigen Rhythmus und einem prägnanten Schreibstil, der es in Schach hält, ist der Track eine traurige Ballade, die fast Melodrama würdig ist. Songs wie „Solar Power“ machen die Trägheit des Albums wieder gut und könnten die unbeschwerte Stimmung wieder entfachen, wenn der Rest nicht so in den Wolken hängen würde.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es hier Dinge gibt, die man mag – nämlich einige neue perkussive Elemente und O’Connor’s immer reiche Stimme. Doch letztlich wirkt „Solar Power“ im Vergleich zu ihren ersten beiden Alben schmerzhaft flach. Es gibt jedoch einen Grund, warum die Fans in den ersten Monaten der Pandemie in Bereitschaft waren und dafür beteten, dass eine Rückkehr von Lorde ihre Schwere lindern würde. Das ist offensichtlich nicht passiert, aber wenn „Solar Power“ eines bieten kann, dann die sanfte Erinnerung daran, dass die Sonne auch morgen wieder aufgehen wird.

6.1