Loraine James’ erste Veröffentlichung auf dem Label Hyperdub ist eine Hommage an ihre Londoner Kindheit, sowie eine Erkundung ihrer eigenen Identität, insbesondere als seltsame schwarze Frau, inmitten dieser großen Stadt. Das Cover zeigt sie vor ihrer Kindheitswohnung, während sie ein altes Polaroidfoto desselben Gebäudes hochhält. Ihre Musik spiegelt den Multikulturalismus der Stadt wider und ist von zahlreichen Genres und Stilen beeinflusst. Ihre Musik ist der Klang eines spontanen Ausdrucks, der keine wahrgenommenen Einschränkungen aufweist. Der Opener „Glitch Bitch“ ist ein motivierender Club-Track, der mit Sprüngen und Stottern durchzogen ist und am Ende fast in sich zusammenstürzt. „London Ting // Dark as Fuck“ ist der krasseste und konfrontativste Moment des Albums. Rapper Le3 bLACK spuckt giftige Reime über desorientierende Synths und explosive, mutierte Grime-Beats.
James’ Musik ist hyperaktiv. Sogar die sanfteren Tracks des Albums, wie „Scraping My Feet“, haben nervös zuckende Trommeln, die sich durch langsame, schwermütige Melodien drehen. Es gibt eine ständige Spannung zwischen Angst und Freude, die sich in Tracks wie „Scraping My Feet“ manifestiert, oder „Hand Drops“, einem Song, der von der Gefahr seltsamer öffentlicher Liebesbekundungen inspiriert ist, während sich raue Basslinien gegen schöne, schwebende Melodien reiben. Durch das Hören von Loraine James’ Debüt weiß man sofort, dass hier eine Produzentin hinter den Reglern steht, die Ihr Handwerk bestens beherrscht. James versteht die gleichmäßig pulsierende Kraft einer Melodie in einem unruhigen Gleichgewicht. „For You and I“ ist ein perfektes Beispiel dafür, welche Freude es in den Bereichen der elektronischen Musik gibt. James konstruiert Songs, die facettenreich und komplex und dennoch leicht zugänglich sind.
Das gesamte Album ist erfrischend frei von dem Gedanken, Regeln oder Trends einzuhalten oder ihnen zu folgen. James’ Vision ist ihre eigene. Und sie ist verdammt mächtig.