Lindi Ortega – Little Red Boots

CountryFolk, VÖ: Juni 2011

Lindi Ortega klingt spanisch, doch in Wahrheit stammt die Singer-Songwriterin aus Kanada und zog bereits dort im Jahr 2001 mit Ihrer Musik neugierige Blicke nach sich. Ihre Songs tummeln sich zwischen Dolly Parton, Johnny Cash, und Emmylou Harris. Ihr Markenzeichen: ein paar oft getragene, kirschrote Cowboystiefel. Und diese finden Ihre gebührende Erwähnung im gleichnamigen Titelstück, erinnert zugleich aber auch an ein leises Echo zu ‚ These Boots are Made for Walkin ‚. Doch Ms. Ortega meint selbst dazu, „, I wasnt really – actually – thinking about that song, but I love that song. But I wasn’t thinking about it when I wrote this song. However, I have thought about possibly putting those songs hand-in-hand in a set one day“. Und das hier alles in einem Set eingespielt wurde, ist wunderschön zu hören, im Stück ‚ Little Red Boots ‚ singt Lindi mit Ihrer frechen und selbstbewussten Stimme, „You’re gonna know me by my little red boots/You might not know me/You’re gonna know me by my ruby lips/You might not know my face, but I leave a lipstick trace”. Mit dem wachsenden Ruf in der Musikindustrie, wurde Ihr liebevoll der Spitzname „Indie-Lindi“ verpasst und galt für die Zeit als freischaffende Künstlerin in Toronto’s Musikszene.

In diesen Tagen wird Sie bereits als das „am besten gehütete Geheimnis Toronto’s“ betitelt und mit aktuellen Release ‚ Little Red Boots ‚ dürfte das der Aufbruch zum „bestgehüteten Geheimnisses“ anstehen. Schlussendlich bleibt das Album eine erstaunliche Leistung auf dem Gebiet der Alternative Country-Musik. Die Platte wurde mit dem Produzenten Ron Lopata aufgenommen und erscheint über Last Gang Records (Crystal Castles, MSTRKRFT, Metric). Textlich singt Lindi gerne über „Blue Birds“ und erklärt sich damit zur Vogel-Liebhaberin und beweist das zugleich im zweiten Track ‚ When All The Stars Align ‚: „If I were a blue bird/I’d sing all day/I’d sit on the shoulders of people in pain/I’d sing a tune for the lonely and sad…” Dabei verschwendet die Sängerin keine Zeit und packt den Hörer besonders in ‚ I’m No Elvis Presley ‚ bei der Hand und sieht mit einem fragenden Blick zu uns auf: „Who the hell are you?“. Nur zu gerne würde man hier lauthals den eigenen Namen rufen, so atemberaubend die Rhythmen, so verführerisch die Stimme und so verdammt gut das Songwriting.

Doch es bleibt uns keine Zeit, Lindi Ortega hat es eilig und stimmt in Ihren Song ‚ Little Red Boots ‚ ein. Erst danach entfalten sich entspannte Gesichtszüge, das Lächeln kehrt zurück, man fühlt sich rund herum wohl. Hoffnungsvoll erwartet uns ‚ Fall Down Or Fly ‚, während wir in‘ Dying of another Broken Heart ‚ die melancholische Seite von Lindie erleben. Doch manchmal ziehen eben auch echte Schnitte durch das Album und mit ‚ Blue Birds ‚ und ‚ Jimmy Dean ‚ platzen eingängige Hooks aus allen Nähten. Obwohl die kanadische Schönheit Mexikanisch/irische Wurzeln in sich trägt und den Spuren von Dolly Parton und Johnny Cash folgt, bleibt es am Ende schwer Lindi richtig einzuordnen. Doch mit abschließenden Track ‚ So Sad ‚, vermisse ich die Haltung und die Frechheit. ‚ Little Red Boots ‚ endet mit einem traurigen Ton, die eine Art von Enttäuschung angesichts des Albums hervorruft, welches doch mit solcher Spannung und optimistischen Ton verzauberte.

6.2