Lido Pimienta – Miss Colombia

Pop, VÖ: April 2020

Die Fortsetzung zu „La Papessa“ aus dem Jahr 2016 zeigt eine Künstlerin, die eine klare Vision und den Wunsch hat, mit Klängen zu experimentieren. Neben den Produktionsfähigkeiten von Prince Nifty (Matt Smith von Les Mouches) knistern einige Songs wie „No Pude“ vor Elektrizität, andere wie „Quiero Que Me Salves“ mit der kolumbianischen Percussion-Truppe Sexteto Tabalá, zeigen Pimienta’s Stimme über Afro-Kolumbianischen Rhythmen. „Nada“, ein Duett mit Li Saumet von Bomba Estéreo, ist eine Offenbarung – eine ätherische Hymne an Mutterschaft und die Bereitschaft Opfer zu bringen.

Der ironische Titel des Albums wurde zwischen ihrem Heimstudio in Toronto und einem abgelegenen Dorf in Kolumbien aufgenommen. Von Pimienta als „cynical love letter to Colombia“ beschrieben, fasst die transgressive, formverändernde „Miss Colombia“, die sie präsentiert, das traditionelle Bild der Schönheitskönigin in eine trotzige, multikulturelle und künstlerische Universalgelehrte um, die sich mit Fragen des Rassismus, der Ungleichheit der Ureinwohner, der Liebe und des Verlusts befasst. Das Album wird von einem großartigen Paar von A-cappella-Songs, „Para Transcribir SOL“ und „Para Transcribir LUNA“, eingerahmt, die dazu beitragen, den verschiedenen Inhalten dazwischen einen Zusammenhalt zu verleihen. 

Herausragender Titel „Eso Que Tu Haces“ verbindet flinke Cumbia-Rhythmen mit himmlischem Synth Pop, während Pimienta’s Stimme über üppigen, perkussiven Holzbläsern schwebt und ermahnt, „that thing you do is not love.“ Es gibt eine relativ stabile Instrumentalpalette, die reich an Synthesizern, Hintergrundgesängen und traditionellem Latin-Drumming ist und Songs wie „Coming Thru“, einem minimalen Pop-Track ein Gefühl der Beständigkeit verleiht. Hier singt Lido in Spanisch und Englisch, ebenso in „Pelo Cucu“ und „Te Queria“, die in ihren Arrangements freier sind.  

Es steht außer Frage, dass ein wenig von Lido’s beeindruckender Lebensenergie in der Übersetzung hier verloren geht, aber „Miss Colombia“ bleibt eine lebendige und zugängliche Einführung in ihr grenzüberschreitendes Werk. Jedes Lied ist anders und anders ist gut. Sehr sehr gut sogar.

8.1