Auf PHONE ORPHANS zeigt uns LAURA VEIRS ein atemberaubend warmes und mitfühlendes Porträt des menschlichen Daseins – und eine Erinnerung an die Kraft des Schaffens, um Erlösung zu finden.
Viele der erkennbaren Merkmale des modernen Lebens fehlen in „Phone Orphans“, dem neuen Album von Laura Veirs, eindeutig. Während der 14 Songs des Albums ist die Singer-Songwriterin von hohen Bäumen und einem klaren blauen Himmel umgeben, der ihr Raum und Gelassenheit verschafft. Diese malerische Umgebung, ein Destillat ihrer realen Heimat Portland, Oregon, könnte auf den ersten Blick eine Affinität zur Cottagecore-Romantik suggerieren. Aber indem sie ihre Texte im gesamten Album auf klare Refrains reduziert, unterstreicht Veirs die einfache und unvermeidliche Wahrheit, dass das menschliche Leben, egal wie fortgeschritten und komplex es auch erscheinen mag, durch die Sterblichkeit definiert wird.
Die akustischen Arrangements des Albums, die hauptsächlich aus Gitarren- und Konversationsgesang bestehen, sind zart und hell, aber die spärliche Instrumentierung macht Veirs‘ Beschäftigung mit dem Tod umso unvermeidlicher. „Swan Dive“, in dem Veirs‘ lange, hauchige Noten in einer wogenden Gitarrenmelodie aufgehen, handelt vordergründig vom Schwimmen, aber Texte, die das Fliegen in einen Lichtblitz beschreiben, bekommen im Kontext des Rests des Albums eine himmlische Konnotation. Auch bei „If You Could Hold Someone“ müssen wir uns fragen, ob sie sich nur deshalb nach dem Thema des Liedes sehnt, weil sie sie liebt oder weil sie gestorben sind, oder beides, was die zarte Ballade mit einem Gefühl der Melancholie vertieft.
Das heißt aber nicht, dass „Phone Orphans“ ein Wermutstropfen ist. Wenn überhaupt, hat es die beruhigende Wirkung, als ob ein Elternteil seinem Kind liebevoll über die Haare streichelt. Der Schlusstitel „Beautiful Dreams“ verbindet Tod mit Ruhe und verzichtet auf Euphemismen zugunsten eines beruhigenden Gleichmuts: „While the waking world burns/You find Relief in Sleep/Rest Your Head Now/In Your Beautiful Dreams.“ Für Laura Veirs ist es ziemlich gewagt, zu einem so nüchtern klingenden Album überzugehen. Ihr vorheriges Album „Found Light“ aus dem Jahr 2022 war äußerst experimentell und aufwendig. „Phone Orphans“ ist das genaue Gegenteil. Nichts kann weglaufen und sich verstecken. Mit „Phone Orphans“ legt Veirs ihren kreativen Prozess offen und zeichnet so die reiche Topographie ihrer Psyche nach.