Kesha – High Road

CountryElectronicPop, VÖ: Februar 2020
KESHA verbindet sich jetzt wieder mit ihrem früheren Ich. HIGH ROAD ist unverkennbar das Werk derselben Glitzer-Pop-Künstlerin, die 2009 die Charts stürmte, aber mit einem neuen Gefühl von Selbstbewusstsein.

“The last record was very intense, and had a very deeply therapeutic subject matter,” erzählte Kesha kürzlich dem NME. “And now I just wanna beeline for happiness. My fans have stood by me through so much, and now I want to give them a record that they’re just going to fucking love.” Vielleicht ist „High Road“ deshalb klanglich so inkonsistent. Kesha tut nur, was sich zur Zeit gut anfühlt. Möchten wir, dass der erste Track „Tonight“ als Pianopop eröffnet wird, der von Gaga aus der „Joanna“ -Ära inspiriert ist und das Erodieren vor dem Einstieg in das Massenmarkt-Chartfutter beschleunigt? Sicher! Möchten wir den voguistischen Alt-Country-Innovator Sturgill Simpson und – tief durchatmen – den aktuellen Beach Boy Brian Wilson gewinnen, um die von Bedauern durchtränkte Akustik-Nummer „Resentment“ herauszusuchen? Warum nicht! Möchten wir aggressive Retro-Videospiel-Soundeffekte mit einem funkfreundlichen Refrain auf „Birthday Suit“ kombinieren? Ähm … ja, wir haben es verstanden.

Die Sache ist jedoch: Nur das zu tun, was wir wollen, ist ideologisch ein großartiges Thema, das sich musikalisch jedoch nicht wirklich summiert. „Rainbow“ war klanglich und thematisch konsequent. Es gab Zugeständnisse an den Mainstream – Kesha hatte immer ein ausgeprägtes kaufmännisches Gespür, auch nachdem sie das scherzhafte „$“ in ihrem Namen fallen ließ – aber im Großen und Ganzen mischte es verletzte Entschlossenheit mit einer abgehärteten Country-Ästhetik. „High Road“ ist dennoch unverkennbar das Werk derselben Glitter-Pop-Künstlerin, die 2009 die Charts aufwirbelte, aber mit einem neuen Gefühl der Selbsterkenntnis: “Woke up this morning feeling myself / Hungover as hell like 2012,” erklärt sie im reflektierenden „My Own Dance“. Höhepunkte sind das protzige Hüpfen von „Raising Hell“ mit Big Freedia und die plappernden Samples, mit denen „Honey“ sich wie ein wilder, spontaner Bar-Singalong anfühlt.

Und diejenigen, die es bis zum Schlusslied schaffen, werden mit einem mitreißenden Juwel belohnt: „Chasing Thunder“, eine Destillation der ernsthaften, kratzigen Stimme, die Kesha einst zu einem Star aufstiegen ließ.

5.4