Kelly Clarkson – Piece by Piece

Pop, VÖ: Februar 2015
Dies ist ein weiteres Album von KELLY CLARKSON, bei dem es darum geht, ihre große Stimme zu maximieren.

In den vier Jahren seit „Stronger“ ist die ehemalige „American Idol“-Gewinnerin Ehefrau und Mutter geworden, aber ihre Mission als Popstar hat sich nicht geändert: Sie ist hier, um uns dabei zu helfen, das Drama mit kraftvollen Texten und 11 aufgedrehten Power-Hymnen zu bewältigen. Die Musik ist riesig und glänzend, eine technische Meisterleistung. Es ist ein Produkt des aktuellen pop-industriellen Komplexes; Der Hauptproduzent des Albums, Greg Kurstin, arbeitet auch mit Pink und Katy Perry zusammen, und Kelly Clarkson schöpft Material von weithin aufgenommenen Songwritern wie Sia Furler und Matthew Koma. Während die Credits einige physische Instrumente auflisten, sowie ein Orchester auf Abruf, sind sie in elektronischen Festungen aus Hall, synthetischen Tönen, Rauscheffekten und programmierten Drums abgeschirmt. Ms. Clarkson setzt auch Armeen von Stimmen ein, die meisten davon sind ihre eigenen, in Songs wie „Invincible“, einer Furler-Kollaboration, die verkündet: „I am invincible/No I ain’t a scared little girl no more.“ Jeder Song strebt nach dem Monumentalen, eine Strategie, die fürs Hörspiel konkurrenzfähig ist, aber im Verlauf eines ganzen Albums ermüdet.

Die erste Single „Heartbeat Song“ ist straff und glänzend, ihre Staccato-Gitarren und der Bubblegum-Refrain erinnern sowohl an Clarkson’s größte Hits als auch seltsamerweise an Jimmy Eat World’s Art von Post-Punk. Aber Clarkson und ihre Mitarbeiter haben die Ausführung dieser Formel so perfektioniert, dass sie praktisch kritiksicher ist, wobei ihr größter Fehler darin besteht, dass überhaupt kein menschliches Verschulden vorliegt. Wenn irgendjemand einer von Sia verfassten Power-Ballade gerecht werden könnte, dann ist es der American-Idol-Champion, und sie hält sich an das ansonsten vorbildliche „Invincible“. Aber die willkommenen Unvollkommenheiten, die in Clarkson’s Stimme auf ihrer 2013er Weihnachtskollektion „Wrapped in Red“ zutage treten, sind leider hier auf Hochglanz poliert worden. Abgesehen von einem von John Legend unterstützten Cover von „Run Run Run“ der deutschen Rockband Tokio Hotel, ist die größte Neuerung von „Piece by Piece“ die wiederholte Verwendung von einfallsreichem digitalen Vocal-Bastelwerk – am bemerkenswertesten bei dem herausragenden „Take You High“ mit seinem berauschenden Operneffekt. 

Es ist ein erfrischend unerwarteter Moment auf einem Album – und in einer Karriere – mit viel zu wenigen dieser Momente.

6.9