Keane – Night Train

PopRock, VÖ: Mai 2010

Es ist mit Sicherheit kein Gefühl das Musiker gerne spüren, das Gefühl auf nur einen Song reduziert zu werden. Doch manchmal lässt es sich nicht vermeiden und man wird selbst nach sechs Jahren mit einem einzigen Song in Erinnerung gebracht. Natürlich muss es generell nichts negatives sein, immerhin strahlte in den letzten Jahren selten etwas so wunderschön, wie ‚ Somewhere Only We Know ‚ aus dem Jahr 2004. Auch wird man nicht vergessen haben, was in diesen Momenten getan, gedacht oder vollbracht wurde. Und auch mit der neuen EP, die aufgrund Ihrer Länge von acht Songs eigentlich gar keine sein müsste, lässt die alten Erinnerungen wieder aufkeimen und die Finger greifen kurzerhand auf ‚ Somewhere Only We Know ‚ zurück. Es war schlussendlich und einfach gesagt das Jahr von Keane.

“Everybody’s changing, and I don’t feel the same“, erklang es damals von Sänger Tom Chaplin. Verdammt richtig. Denn auch die neuen Songs auf ‚ Night Train ‚ lassen die emotionsgeladenen Momente, die süßlichen Schauder und schönen wie traurigen Momente vermissen. Im Jahr 2010 nehmen Keane Abstand von den letzten Werken, präsentieren mit ‚ Night Train ‚ eine Art Mini-Album und markieren neues Gebiet. Der Opener ist Intro zugleich und erste Überraschung für alle langjährigen Fans. ‚ Back In Time ‚ schwindet zurück in die 80er Jahre, aufbrausende Synthies und sanfte Geigen eröffnen dann offiziell die ominösen Klanglandschaften, während ‚ Stop For A Minute ‚ schon charakteristische Soft-Pop Eigenschaften aufweist. Hinzu gesellen sich leichte Rap-Einlagen von K’naan, ebenso auf ‚ Looking Back ‚, und hinterlassen erstmal ein mulmiges Gefühl im Hörer zurück. Zumindest ist der Schnitt der einstigen Piano-Pop-Briten auf ganzer Linie geglückt.

Doch bleibt ‚ Night Train ‚ auch mit dem Verzicht auf rückblickende Gedanken sehr durchwachsen. Konnte ‚ Stop For A Minute ‚ nicht überzeugen, bewegt sich ‚ Clear Skies ‚ mit Xylophon und verzerrten Gitarren in recht ansprechender Atmosphäre. Natürlich muss Keane auch Respekt ausgesprochen werden für den Schritt und das aufgenommene Risiko. Vielleicht ist diese Mini-Album die Zukunft weiterer Platten von Keane. ‚ Ishin Denshin (You’ve Got To Help Yourself ‚ wurde mit Hilfe von Tigarah, einer japanischen Rio Funk Sängerin, eingespielt und ist eine Coverversion des Yellow Magic Orchestra’s. Nichts desto Trotz sorgt die Nummer für gute Laune, bevor ‚ Your Love ‚ wieder zurück in die 80er Jahre springt.

Die stilistischen Wechsel sind auf ‚ Night Train ‚ kaum zu übersehen und auch wenn man Kean nun fehlenden Zusammenhalt vorwerfen kann, bleibt die zukünftige Entwicklung der Band damit mehr als spannend.

6.3