Katie Dey – Solipsisters

Experimental, VÖ: Mai 2019
Auf SOLIPSISTERS kann das musikalische Können von KATIE DEY auf ein Ausmaß gesteigert werden, das der emotionalen Schwere ihrer Stimme gerecht wird.

Obwohl die Mainstream-Popmusik mit fantastischen Neuveröffentlichungen von Größen wie Carly Rae Jepsen und Katy Perry so stark ist wie nie zuvor, hat in letzter Zeit auch die seltsamere Seite des Genres an Bedeutung gewonnen. Da Künstler und Künstlerinnen wie JPEGMAFIA und Rico Nasty Hip-Hop und Punk vermischen, besteht kein Zweifel daran, dass die Poplandschaft breiter und klanglich vielfältiger ist als je zuvor. Und obwohl sich die Synthesizer der 80er oder die Schreie der 70er angenehm und klassisch anfühlen, verbirgt diese Nostalgie den Stress des Älterwerdens in einer zunehmend prekären Welt. Die australische Sängerin Katie Dey spürt diesen Stress deutlich. Ihr neuestes Album „Solipsisters“ spricht davon, die Illusionen zu zerstreuen, die uns am Wachsen hindern, und die Schwierigkeit, mit den heutigen Problemen zu leben.

Die suiteartige Einheitlichkeit und der ausgewogenere Mix von „Solipsisters“ weichen von den chaotischen Höhen und Tiefen von Dey’s Frühwerk ab und ermöglichen es den Songs, sich gegenseitig zu unterstützen und auszuspielen. Wiederholte Anspielungen auf Muscheln und Wellen gehen aus dem atemberaubenden Herzstück „Shell“ hervor, wo Dey mit der Zeile „My soul sings in higher octaves than my larynx will allow“ eine Reflexion über ihre eigene Stimme eröffnet. In einem kürzlichen Interview erklärte sie, dass ihre virtuose Tonhöhenverschiebung nicht nur eine künstlerische Entscheidung sei, sondern „a way of relieving dysphoria and making my own music more palatable for me to listen to so that it didn’t upset me—like putting an Instagram filter on your face.“ 

Über verschnörkelte Trommeln und leuchtende Synthesizer finden sich Melodien und Poesie in verknoteten Phrasen wie „Morphing esophageal practices hardening the lumps up in my throat/My heart throbs in impossible rhythms my head could never erode.“ Es ist transzendent genug, um selbst die dunkelsten Passagen des Albums zu beleuchten. Auf „Solipsisters“ hat Dey ihren Sound weiterentwickelt, um Platz für synthetische, pastellfarbene Instrumentalstücke zu schaffen, die wie die Erkundung der Welt eines Final Fantasy-Spiels klingen – die digitale Natur der Musik sorgt oft für ein leichtes Timbre, aber Dey lässt nie zu, dass sich etwas zuckersüß oder unaufrichtig anfühlt. „Solipsisters“ ist eine Selbstakzeptanz, die zu einer absoluten Harmonie mit allen Dingen führt, die von den Sinnen erfasst werden, ob eingebildet oder nicht.

7.8