JPEGMAFIA – All My Heroes Are Cornballs

ElectronicExperimentalHipHop/Rap, VÖ: Januar 2020

Die Helden von JPEGMAFIA, die vom DC-Universum bis zum Internet reichen, decken alle erdenklichen Genres und Medien ab. Des Produzenten und Rappers Götterwelt ist weitläufig und farbenfroh, eine lebhafte Seite voller Einflüsse und Popkultur-Totems. Während JPEG die herausragenden Rollen von Anime, Videospielen und Wrestling in seiner Musik nie herunterspielte, hat die adrenalisierte Politik seiner vergangenen Projekte diesen Rahmen manchmal verdeckt. „All My Heroes Are Cornballs“ gleicht dieses Ungleichgewicht aus, indem es die weitläufige Collage in seinem Gehirn bloßlegt und zeigt, wie nahtlos alles zusammenpasst. Die Platte fühlt sich an wie eine öffentlich zugängliche Show – ungehobelt und psychedelisch, aber dennoch zutiefst ernst. „All My Heroes Are Cornballs“ ist eine deutliche Abkehr zu seinen früheren Werken.

 

Die Texte von JPEGMAFIA bleiben routinemäßig witzig, besonders wenn er davon erzählt, dass er „redneck tears“ trinken wird oder sagt, dass es sein Traum als schwarzer Mann ist, von Madonna adoptiert zu werden. Musikalisch ist er jedoch weniger daran interessiert, sich in der Anarchie zu verlieren, als auf früheren Alben. Er fertigt eine akribisch auf sich aufbauende Konstruktion an, bei der Wut häufig der Ruhe Platz macht – und umgekehrt. Man nehme „Kenan Vs. Kel“, ein Track, der ruhig und nachdenklich beginnt. JPEGMAFIA singt verführerisch und zeigt echte Unsicherheit über seinen neu entdeckten Ruhm, wenn er zugibt, „gets nervous when n*ggas call for features”. Doch gerade als man es sich bequem machen möchte, stößt er die Beine vom Stuhl und der Song geht in knorrige Gitarren und fleischliche Punkrock-Theaterstücke über. 

Die hässlichen, wahnsinnigen Synthesizer von „PRONE!“ sehen JPEGMAFIA mit der aggressiven Präzision eines Maschinengewehrs klopfen, wenn er droht, seine Feinde auf den Boden zu treten. Aber dieses Chaos bricht bald in etwas geräumiges und abkühlendes zusammen. Klanglich erinnert es an Aphex Twin aus der Ambient-Ära. „Life’s Hard, Here’s A Song About Sorrel“ ist ein Liebesbrief an das karibische Getränk. Dies fühlt sich zwar wie ein Wegwerf-Track an, ist aber für das Verständnis des Albums und für Peggy von grundlegender Bedeutung. Hier bezieht er sich auf sein jamaikanisches Erbe und fügt dem Album einen unbeschwerten Moment hinzu. JPEGMAFIA hat mit „AMHAC“ etwas so Fragwürdiges, Einzigartiges und Widersprüchliches produziert, dass es auf den ersten Blick wenig einladend und misstönend erscheint. Aber letztendlich sind es diese anhaltenden Widersprüche, die das neue Album zu einem so lohnenden und überzeugenden Hörerlebnis werden lassen. 

9.0