Jessica Pratt – Quiet Songs

Folk, VÖ: Februar 2019

Nach der gefeierten Veröffentlichung von „On Your Own Love Again“ aus dem Jahr 2015 etablierte sich die in Los Angeles lebende Folk Künstlerin Jessica Pratt im letzten Jahr wieder als eindrucksvolle Singer-Songwriterin. Pratt erzeugt musikalische Fülle aus einfachen Instrumenten, Texten und Gesang und konzertiert Komplexität und Nuance. „Quiet Signs“ ist eine atemberaubende Arbeit von stiller Schönheit und erfährt derzeit durch die Serie „The Morning Show“ erneute Bekanntheit. „Quiet Signs“ ist in seiner musikalischen Entwicklung methodisch und bewusst in seiner Trägheit. 

Das Album beginnt mit „Opening Night“, einem spartanischen Klavier, das nur durch Pratt’s distanzierte Gesangslinie akzentuiert wird. Der Titel des Songs leitet sich aus dem gleichnamigen Film von John Cassavetes aus dem Jahr 1977 ab. Ein passender Subtext, denn die Figur Myrtle Gordon erträgt die Ängste, die mit dem Altern und der Freigabe ihrer Kunst für die Öffentlichkeit verbunden sind. Letzteres ist wahrscheinlich eine von Pratt geteilte Sorge. Die Angst vor der Kontinuität der Zeit durchdringt das folgende „As the World Turns“. Pratt denkt, genau wie Gordon, über Fragilität und Vergänglichkeit nach. “Drawn in sand and on and on.“ 

Die Bassakkorde des Klaviers aus „Opening Night“ tauchen in „As The World Turns“ wieder auf, werden aber von Pratt’s Gitarre aufgenommen, um die Überlappung zwischen den Tracks wiederherzustellen. Besonders eindrucksvoll sind ihre nicht lexikalischen Vokabeln, die als lautmalerische Verweise auf das zuvor gehörte Klavier dienen. Während die ersten beiden Alben von Pratt bei ihr zu Hause aufgenommen wurden, entstand „Quiet Signs“ mit Hilfe von Oneohtrix Point Never und dem Autre ne Veut-Produzenten Al Carlson in einem Studio. Aber jeder Track enthält immer noch den bezaubernden Hauch des Tape-Rauschens eines vierspurigen Audio-Recorders.

Innerhalb von 29 Minuten liefert Pratt ein kompaktes und prägnantes Album, das sich ausschließlich auf ihren Gesang konzentriert. Ähnlich wie die Instrumentierung enthüllen die Texte in „Quiet Signs“ Pratt’s Fähigkeit, Magie aus Einfachheit zu zaubern. „Fare Thee Well“ verkörpert Pratt’s lyrischen Gebrauch der Stille, um einen musikalischen Raum zu schaffen. Pratt offenbart eine meisterhaft einladende Atmosphäre auf gesamter Länge und doch ist es nur eine weitere rätselhafte Wendung im Leben der fabelhaften Jessica Pratt.

8.6