Jennifer Rostock – Ins Offene Messer

Rock, VÖ: Februar 2008

Das kleine Örtchen auf der Insel Usedom nennt sich Zinnowitz. Von dort kommen die beiden Freunde Jennifer und Joe. Zusammen drehen Sie in den hiesigen Kneipen Ihre Runden ohne nennenswerten Erfolg. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, die Reaktionen eher negativ. 2006 haben die Beiden genug davon und machen sich schließlich auf nach Berlin. Weg von der unspektakulären Musikszene und der herrschenden Unaufgeschlossenheit der Menschen hin zu der Großstadt, die schon viele Träume hat wahr werden lassen. Doch Sie kommen nur bis Rostock, dort treffen Sie auf Werner Krumme, der später als Produzent für die Album Aufnahmen verantwortlich sein sollte. Nach einer kleinen EP ‚ Ich will hier raus ‚ und dem Vertrag bei Warner Music veröffentlichen Jennifer Rostock nun also Ihr Debütwerk ‚ Ins offene Messer ‚. Einen Tag vor Veröffentlichung durfte beim medienwirksamen „Bundesvision Song Contest“ nochmal kräftig Werbung gemacht werden und das ist den Mecklenburg-Vorpommern auch zu gönnen. Selten gibt es heute noch junge deutsche Bands, die nicht aus irgendeinem Castingsumpf gezogen wurden um maximale Einnahmen zu generieren.

Jennifer Rostock gingen die Sache ein wenig ruhiger an, angefangen als Support für die Bands Gallows und Chikinki in Berlin, ging es weiter bis hin zum Southside Festival bei dem Sie dieses Jahr auftreten werden. Mit ‚ Feuer ‚, ‚ Kopf oder Zahl ‚ und ‚ Blut geleckt ‚ dürften die Anfangsminuten dort auch eher schweißtreibend ausfallen. Zugeben, bei Bands die auf dem Cover mit Emofrisuren posieren, eine Spur zu frech dreinblicken und eine Ladung Piercings im Gesicht mit rumschleppen, darf man zu Anfangs seine Vorurteile haben. Aber diese legen sich recht schnell wieder, denn es gibt erstaunlich intelligente und sarkastische Texte. Ebenso treffen Jennifer Rostock mit Ihrem angehauchten 80s Keyboard und den punkigen Nummern den Nerv der Zeit. Wenngleich vieles Gut an der Platte ist, finden sich auch große Strecken an Mittelmäßigkeiten die anfangen sobald mal das Keyboard sich eine Auszeit nimmt, oder wenn Jennifer Weist kurzzeitig die Arroganz ablegt verfliegt auch der Zauber in den Songs. Übrig bleiben dann nichtssagende Titel die zwar ganz nett in der Gegend rumrocken, aber niemanden wirklich recht vom Hocker reißen werden.

Auch ist die Titelanzahl von vierzehn zu eine große Zahl für Jennifer Rostock, weniger wäre hier mehr gewesen. So lassen sich nun zwischen den harmlosen Songs immer wieder mal kleine Highlights finden, wie auch ‚ Mein Parfüm ‚. Perfektes Sommer-Feeling auf einer kleinen einsamen Insel zu Zweit, während man verträumt dem Sonnenuntergang entgegen sieht. Weitesgehend spielen Jennifer Rostock aber irgendwo zwischen Neuer Deutscher Welle und einer noch Neueren Deutschen Welle rocken die vier jungen Herrschaften mit viel Motivation und Leidenschaft Ihr Ding runter und diese Tatsache sollte gebührend Anerkennung finden.

7.5