Jemina Pearl – Break It Up

Indie Rock, VÖ: Oktober 2009

Pauschal etwas zu sagen ist meistens nicht das wahre vom sprichwörtlichen Ei. Doch hier sei es erlaubt: Die Mischung macht es. Be Your Own PET sind seit über zwei Jahren Geschichte. Kaum zu glauben wie die Zeit vergangen ist. Zwischenzeitlich veröffentlichte ehemaliges Mitglied Jonas Stein mit seinen Turbo Fruits, das überzeugende Debütalbum ‚ Echo Kid ‚ Ende November 2009 auch in Deutschland. Einen Monat früher hatte auch die ehemalige Frontfrau der Band etwas zu sagen und veröffentlichte Ihrerseits das Album ‚ Break It Up ‚ im Oktober. Welches der beiden Platten nun die Bessere ist, bleibt zum Glück auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Immerhin verlagerte Stein seine Songs in die etwas härteren Gefilde, verpasste diesen aber einen wahrlich erfrischenden und feierlichen Schubs in so manche Kuriositäten-Ecke. ‚ Trouble! ‚, ‚ Get Up Get On Down (Tonite) ‚ und ‚ Naked With You ‚ sprechen für sich. Das Debüt von Jemina Pearl hingegen scheint auf den ersten Blick noch ein wenig an Orientierungslosigkeit zu leiden.

Die Tochter von Musiker und Gitarrist Jimmy Abegg feierte im Juni Ihren 23. Geburtstag und brachte es immerhin zu einer sehr lesenswerten Trackliste, die unter anderem Gastauftritte von Thurston Moore, Iggy Pop, Dave Sitek (TV On The Radio) und Derek Stanton beinhaltet. Mit-geschrieben hat an der Platte John Eatherly, dessen 13 Songs über über Ecstatic Peace erschienen sind. Das also zu den hintergründlichen Themen um ‚ Break It Up ‚. Der Opener ‚ Heartbeats ‚ erfordert erstmal nur wenig Umgewöhnung. In gewohnt rauschendem Tempo strömen die ersten Sekunden durch die Boxen und Erinnerungen werden geweckt an die Zeiten zum zweiten Album von Be Your Own PET und Zeilen wie, „Drug runs and beer busts, it’s all I know/ I don’t wanna grow up and have to let go“. Damals fanden Sie auch das Fahrrad noch wesentlich cooler als das Auto. Es war die typische Punk-Rebellion mit einzigen Wunsch, niemals erwachsen zu werden.

Diesen Wunsch wird sich Jemina selbst nicht erfüllen können, jedoch der „Next Girly Pop Star“ zu werden. Das Image hätte Sie bereits, die dunklen Seiten an Ihr kommen wahrlich nicht zu knapp und trotzdem ist es am Ende eine kleine Enttäuschung. Manche Songs erwecken zudem den Eindruck, als würde hier jemand nach einer lukrativen Karriere streben. Behält sich auch ‚ After Hours ‚ noch diesen göttlichen Schuss Verrücktheit parat, beginnt mit ‚ Ecstatic Angel ‚ der Umschwung in geformtere Gebiete. Fast schon beängstigend ist nach den ersten Minuten die Tatsache einer unglaublichen Gleichheit zu Sängerin Amandah Wilkinson von Operator Please. Im Grunde ist oftmals keine Differenzierung mehr möglich. Zufall? Man kann es nicht sagen, da man sich auch zu Zeiten von Be Your Own PET schon gut kannte. ‚ Band On The Run ‚ ist dagegen eine entschärfte Vision einstiger Klassiker und überzeugt besonders durch die quirligen Riffs und hüpfenden Drums. ‚ I Hate People ‚ war die erste Single und fällt in erster Linie durch Belanglosigkeit auf.

Generell ist der Mittelteil sehr schwach und ideenlos ausgefallen. ‚ Looking For Trouble ‚ beginnt als klassischer Rock’n’Roll Song der gerne zitiert werden will, „Never sold my soul to the devil/ Gave it away for free“, verliert aber schnell an Drive und wirkt ausgepowert. ‚ Retrograde ‚ ist der Gegenpol zu der Nummer ‚ Ecstatic Appeal ‚ mit Dave Sitek und irgendwo dazwischen befindet sich in diesen Tagen Jemina Pearl. Dort anzusetzen wo Sie damals mit 17 begonnen hat, wäre der falsche Weg gewesen, ganz darauf zu verzichten hätte mit Sicherheit wenig überzeugend gewirkt. Es war nicht einfach und Jemina hat das Beste daraus gemacht. Trotzdem hoffen wir in Zukunft auf die rohe Frechheit, auf die mürrische Haltung auf den Bühnen dieser Welt – wäre Sie doch so perfekt als Zweite Brody Dalle geeignet. Aber bis dahin empfehlen wir das Debüt der Turbo Fruits, denn hier leuchtet weiterhin das helle Feuer von Be Your Own PET.

6.7