WATER MADE US von JAMILA WOODS ist reichhaltig im Umfang, aber berührend persönlich in der Umsetzung und bietet einen Zyklus des Selbstlernens, den wir schnell als Spiegel unser eigenen Erfahrungen nutzen können.
In ihrem Essay „The Site of Memory“ aus dem Jahr 1995 sprach Toni Morrisson über die Erinnerung an Wasser. „You know, they straightened out the Mississippi River in places“, schrieb sie. „To make room for houses and livable acreage. Occasionally the river floods these places. ‚Floods‘ is the word they use, but in fact it is not flooding; it is remembering. Remembering where it used to be. All water has a perfect memory and is forever trying to get back to where it was.“ Dieses Gefühl der Selbsterinnerung und Verbundenheit – das bereits im Titel der Platte angedeutet wird – spiegelt sich in „Water Made Us“ wider, dem ersten Album von Jamila Woods seit „LEGACY! LEGACY!“ aus dem Jahr 2019.
Als sie während des Lockdowns mit ihrer Innerlichkeit konfrontiert wurde, begann Woods einen Prozess intensiver Selbstreflexion und spiritueller Entdeckung. Diese Zeit der Isolation – in der sie sich selbst herausforderte, so viele Songs wie möglich zu schreiben – machte ihr klar, wie sehr sie von allen Menschen außerhalb ihrer selbst geprägt wird. Doch „Water Made Us“ ist so viel mehr als eine Lockdown-Platte. Es ist ein atemberaubendes Werk der Selbstanalyse und die bisher beste Platte von Jamila Woods. Mit 17 Titeln ist „Water Made Us“ eine üppige Zusammenstellung kreativer Ideen, aber es ist vom Anfang bis zum Schluss ein temperamentvolles Hörerlebnis.
Sorgfältig strukturiert – drei dieser Tracks sind eigentlich Zwischenspiele – ist es ein Projekt voller Höhepunkte. Die wunderschöne Neo-Soul-Atmosphäre von „Tiny Garden“ zum Beispiel, bei der Jamila’s Gesang mit Duendita gepaart wird. Der Auftritt von Saba, einem ebenfalls aus Chicago stammenden Künstlers bei „Practice“, oder das poppige „Boomerang“ mit NAO als Co-Autor, der Jamila’s komplexes künstlerisches Schaffen in neue Sphären der Zugänglichkeit führt. „The good news is that the water runs back“, singt sie im vorletzten Teil, „Good News“. Mit anderen Worten: Die Liebe, die wir geben, schmälert nicht unsere Identität.
Wood sehnt sich nach dauerhafter Liebe und fügt sogar einen Audioausschnitt ein, den ihr Großvater vorträgt, in dem es darum geht, sein Leben mit nur einem Partner zu verbringen. Aber die Musik auf „Water Made Us“ ist viel komplexer und schöner, wenn man sie auf eine so einfache Lektion reduzieren kann. Ihre Texte sind vielfältig interpretierbar. Ihre Stimme wird von musikalischen Arrangements begleitet, die je nach Botschaft von albern über erhaben bis hin zu gesprochenen Passagen reichen. Jamila Woods hat einen guten Sinn für Humor und beschäftigt sich mit Wortspielen und kindlichen Melodien, um eine Stimmung zu beeinflussen oder einen Standpunkt zu verdeutlichen.
„Water Made Us“ ist ein unbestreitbar menschliches Album, authentisch und aufrichtig in seiner Navigation und Bewahrung der Liebe, alles erzählt durch die Linse von Woods‘ eigener Erfahrung.