Ironisch ist der entscheidende Betrachtungswinkel auf das neue Werk von Dizzee Rascal. Der witzelnder Blick muss in andere Dimensionen gerichtet werden, die Hintergedanken dürfen sich nicht unseren fragenden Mienen entziehen, denn Sie scheuen den knisternden Blickkontakt. Die Authentizität steht auf dem Spiel, die Verwirrung scheint perfekt, Geld regiert wieder einmal die Welt, die Liebsten Hobbies der Männer bleiben auch weiterhin die schönen Frauen und die schicken Autos. Gewissheit macht sich breit: Reichtum verdirbt den Charakter. Dizzee Rascal dagegen propagiert mit seinem Albumtitel genau das, und trotzdem muss dies nicht gleichbedeutend mit seinem persönlichen Meinungsbild übereinstimmen. Das mag alles ein wenig überzogen klingen, schließlich finden wir auf seiner vierten Platte ‚ Tongue n‘ Cheek ‚ viel House-Spielereien, groß angelegte Disco-Kracher, Kreativ-Überschläge im Minutentakt, einen schwarzen Arsch dessen Anblick vor gleißendem Sonnenlicht wie Flutlicht-Scheinwerfer blenden und verdammt wenig tiefgründige Themen. Die Lust regiert Dizzee Rascal, das gefährliche Spiel mit der Oberflächlichkeit wirkt perfekt inszeniert und verliert zu keiner Sekunde an Charme. Klar wird einem das recht schnell mit dem Opener ‚ Bonkers ‚.
Ohne auch nur einen Hauch von Anstand fährt uns Rascal auf direktem Weg auf die Dancefloor Bühnen. Keine Zeit zum Anziehen, keine Zeit für den Spiegel und schon recht keine Zeit für unnötige Plaudereien wohin es heute gehen soll. Das alles und noch viel mehr übernimmt in dieser Nacht Dizzee Rascal. Ungefragt versteht sich natürlich. Doch wie will man diesem Dave Chappelle Verschnitt auch böse sein, wenn diese wuchtigen und übermächtigen Beats wie eine Bombe vor unseren Augen einschlagen, den Dreck durch die Gegend spritzen und noch bevor die letzten Zeilen im ersten Track über die Lippen fließen, sich schon alles in eine riesige Schlamm-Party verwandelt hat. Schwierig sich aus diesem Zog wieder herauszukämpfen, denn Rascal’s Zielstrebigkeit ist bewundernswert, wie auch angsteinflößend. Nichts desto Trotz hat er eine günstige Gelegenheit ergriffen, um mit Calvin Harris zusammen die Charts zu besetzen. ‚ Dance Wiv Me ‚ verbindet die beiden Genres Hip Hop und House wohl am Besten miteinander. ‚ Freaky Freaky ‚ ist dann der konsequente Schritt, wenn Dizzee seinen Kumpel Harris in der Ecken stehen lässt.
Denn nur dann prickelt der Champagner wieder zwischen wohlgeformten Brüsten exotischer Schönheiten. ‚ Can’t Tek No More ‚ bedient sich stimmlich dem selben hysterischen Anflug, während ‚ Chillin‘ Wiv Da Man Dem ‚ erstmal ein wenig Ruhe in die aufreibende Nacht streuen kann. ‚ Dirtee Cash ‚ basiert auf den Stevie V Hip-House Klassikern mit gleichem Namen. Es zeichnet ein zwingendes und düsteres Bild, wie der unkontrollierte Kapitalismus auch bei seiner früheren Heimat am East End nicht halt machte. Die Schlussfolgerungen sind zwar ein wenig schwerfällig, aber wenn er die britische internationale Politik mit ungelogener Erpressung vergleicht, „Do something ’bout it, this is important!” klingt es wie ein Schlachtruf. Old-School-Rave Melodien bewegen sich kitschig auf ‚ Holiday ‚ über gebohnerte Lamminat Böden und übergibt abschließend an ‚ Bad Behaviour. „I’m just looking for love” offenbart er am Ende diese verborgene Wahrheit und heißt übersetzt:“I mean looking for women thrilling and willing to get in the tub“. Aber genau aus diesem Grund heißt Dylan Mills nunmal mit zweiten Namen Rascal und nicht Sincere.
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