Warum wird Anfang Oktober ein Weihnachtsalbum veröffentlicht? Warum macht GWEN STEFANI auf der Hälfte der Platte Country? Welche Daseinsberechtigung hat dieses Album?
Weihnachtsmusik ist – mit Ausnahme des ersten Weihnachtsalbums von Mariah Carey – nichts als kommerzieller, zuckerhaltiger Müll, der der Künstlerin ohne großen Aufwand einen einfachen Verkauf und einen garantierten Extrabonus beschert. Leider ist jetzt Gwen Stefani an der Reihe, die Ernte des einfachen Konsums einzufahren. Doch beginnen wir mit den positiven Momenten. Der Titeltrack beispielsweise, ein Duett mit Blake Shelton, ist überraschenderweise ein durchgängig stimmiger Song. „You Make It Feel Like Christmas“ ist höllisch kitschig, aber es ist Weihnachten und das ist die Zeit, in der wir die Freude, die Glöckchen und alles umarmen müssen. Man muss kein Fan von Blake Shelton’s Solomaterial sein, aber die Duette mit Miranda und Ashley Monroe sind wirklich gelungen – seine Stimme scheint einfach die perfekte Wahl, mit einer Frau kontrastiert zu werden.
Da Gwen Stefani ihre Solokarriere außerhalb von No Doubt weiter entwickelt, macht es natürlich Sinn, dass sie ein Weihnachtsalbum aufnimmt und natürlich macht es Sinn, dieses vor allen anderen Weihnachtsalben bereits im Oktober zu veröffentlichen. Dennoch sind gewisse Dinge an „You Make It Feel Like Christmas“ überraschend. Zum einen sind genau die Hälfte der zwölf Songs Cover traditioneller Weihnachtsklassiker, die andere Hälfte neue Originalnummern. Zum anderen hat es stilistisch etwas von einer gespaltenen Persönlichkeit – einige der Arrangements und Songauswahlen sind entschieden im Bereich des Jazz Pop angesiedelt, was nicht gerade ein Schock ist. Stefani ist immer noch eine Pop-Rock-Sängerin, aber die meisten der Originaltracks haben einen ausgesprochenen Country-Einschlag – was weniger auf Weihnachten zurückzuführen ist, als vielmehr eine Ode an die rezessiven Gene des Country-Sängers Blake Shelton.
Gwen Stefani ist eine äußerst sympathische Frau und es muss respektiert werden, dass sie das Risiko eingegangen ist und die Hälfte des Albums mit Originalen füllte. Doch wird man dieses Weihnachtsalbum nicht unbedingt jeden Dezember herausholen, dafür fehlt den Covern die Originalität und die Originale fühlen sich ein wenig zu gezwungen in das Thema hineingezogen.