Grizzly Bear – Shields

Indie Rock, VÖ: September 2012

„If I could find peace … If I could lie still … But I can’t help myself.“ Das Eröffnungsstück ‚ Sleeping Ute ‚ ist dabei genauso knorrig, wie alles bisher gekannte aus letzten Album ‚ Veckatimest ‚ und doch scheinen die ungeraden Takte und Synthesizer-Arpeggien für einen ganz bestimmen Zweck zu arbeiten. Es ist dieser pastorale Schlusssatz – so schön wie die Musik selbst und zugleich verkörpert die erste Single vieles von dem, was einem als Hörer in den kommenden Minuten durch die Gehörgänge spazieren wird. ‚ Speak In Rounds ‚ ist dagegen eine merkwürdige Nummer. Ihren Vorteil ziehen sich die Melodien durch negative Schwingungen, offene Instrumentierung und ein ruhiges Schlagzeug drehen Ihre Runden zu der sich wiederholenden akustischen Gitarre und den elektronischen Schnörkeleien – es wirkt als würde das Ganze um sich selbst kreisen. Ein tadelloser und wundervoller Auftakt. Es geht weiter mit ‚ Adelma ‚ und den finsteren instrumentalen Echos, über das fröhliche ‚ A Simple Answer ‚ mit seltsamen Tiefen und unerwarteten Berührungen – eine gelungene Kombination aus Beach Boys Harmonien und glitzernden Trommelschlägen – hin zu ‚ What’s Wrong ‚ und ‚ Half gate ‚ mit Ihren schmeichelnden Überempfindlichkeiten gegenüber Nostalgie und Trauer, Hoffnung und Verzweiflung.

Man kann es eigentlich kaum glauben, dass diese Platte zu großen Teilen bei einem Camping-Ausflug im amerikanischen Süden entstanden ist. Aber das ist eben die unnachahmliche Fähigkeit von Grizzly Bear. Man nehme eine Idee, ein Floß, einen Fluss, trage diese Dinge in die Welt hinaus und gestalte daraus eine versponnene und psych-angehauchte Expeditionsreise. Vielleicht wäre auch die neue Platte niemals so hervorragend gelungen, wenn die Turbulenzen innerhalb der Gruppe nach Ihrem letzten Album nicht stattgefunden hätten. Man hat sich ausgesprochen und als Freunde wiedervereint. Ist doch irgendwie auch romantisch zu sehen, wie viel von diesem Prozess in ‚ Shields ‚ – und besonders im Hinblick auf die schiere Schönheit menschlicher Beziehungen – eingeflossen ist. Grizzly Bear haben sich nicht von irgendeinem Hype einschüchtern lassen, sondern finden Vertraulichkeiten und engagierte Anhänger, deren innige Liebe zur Band mit dem dichtem Songwriting nur verstärkt wurde.

Ist doch letztlich einmal mehr Sänger Edward Droste die tragende und strukturierende Säule, wenn dadurch auftrumpfte Melodien vergnügt und fröhlich durch die Lyrics schreiten.

7.0