Grizzly Bear – Horn of Plenty

Indie Rock, VÖ: November 2004

Ursus arctos horribilis, der Grizzly Bär oder auch bekannt als Silvertip Bear im Englischen hat selbstverständlich mit der gleichnamigen Band so rein gar nichts gemeinsam. Sie teilen weder den gleichen Bundesstaat noch Ihre Mentalität. Auch fügen die vier New Yorker mit Ihrem Sound niemanden schwere Verletzungen zu und führen mit der Musik auch keinen zum Tod. Warum dann also der Name Grizzly Bear? Tja trotz langer Suche lässt sich über diese Herkunft leider nichts näheres finden und bleibt damit erstmal ein kleines Geheimnis. Aber viel interessanter ist sowieso das Debüt der New Yorker um Songwriter und Gründer Ed Droste, der Grizzly Bear ursprünglich als Ein-Mann-Projekt in seinem Brooklyner Schlafzimmer gestartet hat. Und wenn man sich nun die Aufnahmen zu ‚ Horn Of Plenty ‚ ansieht wird man feststellen, das er seine Umgebung für das Werk nicht groß verlassen hat. Schaupunkt war das eigene Zuhause und hatte für alle Mitglieder natürlich den Vorteil, keine Studiokosten bezahlen zu müssen.

Ein weiterer Vorteil, der auf dem Debüt deutlich spürbar wird ist die durchgehend entspannte Atmosphäre, wie sie wohl nur im Wohnzimmer der eigenen Mutter entstehen kann. Trotz diesen Umständen wurde daraus eine aufwendig arrangierte Platte der man den dortigen Lo-Fi-Touch nicht wirklich anmerkt. Ebenso schätzen Sie die kreative Atmosphäre der Metropole New York, setzen aber mit Ihrer auf dem Land aufgenommenen Platte einen bewussten Kontrast zur hektischen Großstadt. Die Songs erzeugen damit eine gewisse Weite, es entstehen dadurch keine allzu straffen Songs, sondern durchwegs Stücke mit sehr viel Freiraum und Luft zum Atmen. Den Anfang auf ‚ Horn Of Plenty ‚ macht der Opener ‚ Deep Sea Diver ‚ mit seiner romantisch-versponnen Psychedelic und dem leichten Folk Einschlag.“and it was mamma that got drowned in out in that deep blue sea“ singt hier verträumt Daniel Rossen ins Mikrophon und lässt die traurigen Textzeilen im Raume stehen, „Don’t ask/ It’s the time we had apart to sort things out/ Just don’t ask“.

Aber die Platte besteht nicht nur aus schwerwiegenden Gefühlen, sondern besticht vor allendingen durch die stets in Begleitung getragenen Geräusch-Kulissen, Flöten, Streicher, mehrstimmige Harmonie-Gesänge und den brüchig, alten Klavier Klängen. Es ist einfach wunderschön mit anzuhören, wenn aus stillen Melodien wie in ‚ Disappearing Act ‚ oder auch ‚ Good Place ‚ sich langsam experimentelle Gebilde vor unseren Augen bilden, beständig weiter wachsen, schlussendlich als großartige, klassische Momente wieder in sich zusammen fallen und daraus wieder neues Leben enstehen lassen. Nicht selten sind es dann flüsternde vielstimmige Chöre im Hintergrund, die wie verzaubert die Erinnerungen des vorangegangen Stückes neu auf arbeiten. Es ist ein phantastisches Debütalbum einer aufstrebenden Band, die sich etwas traut und deren Langspieler zurecht von den Leuten als „Freak-Folk“ gefeiert wird.

8.0