Greta Van Fleet – The Battle at Garden’s Gate

Rock, VÖ: April 2021
Es ist klar, dass GRETA VAN FLEET in einem Dilemma stecken. Ein Debütalbum gibt den Ton für eine Karriere an, aber das, was danach kommt, begründet das Erbe.

Erfolg mag die süßeste Rache sein, trägt aber wenig dazu bei, eine Grundlage für Integrität zu schaffen. Mit ihrem zweiten Album „The Battle at Garden’s Gate“ stehen Greta Van Fleet vor einem Dilemma: Entweder wird der Kampf als mimetische Auffrischung bezeichnet, indem er aus der klassischen Rockform ausbricht, oder er stützt sich noch weiter auf ihre Stärken als Propagandisten des klassischen Rock. Der unerwartete Erfolg der Gruppe mit dem Debüt bedeutete auch, dass sie die Macht hatten, einen Top Produzenten zu gewinnen. Und so brachten sie Greg Kurstin – einen Grammy Gewinner für seine Arbeit mit Adele und Beck, der auch Platten von Paul McCartney und Foo Fighters produzierte – ins Studio. Kurstin schafft es, die weitläufigen Landschaften entstehen zu lassen, die 1974 so üblich waren, und lässt die Band ihren Pomp aufblähen und weiterwandern.

Das Album ist jedoch nur ein konzeptionelles Wiederkäuen dieser apokalyptischen Zeiten, vom Krieg bis zur Erlösung, mit einer Prise biblischen Phantasmas. Was Greta Van Fleet’s Versuche des Individualismus behindert, ist ihre Vorliebe für Thrash und Bombast; Es ist einfach unmöglich, es vom Debüt zu trennen. Sie geben ihren Neigungen nach, wenn sie knurrend durch „Built by Nations“ und stolzierend durch „Stardust Chords“ wandern, wo Josh’s offenes Jammern gegen eine Klangwand stößt. Songs wie „The Barbarians“ werfen dieselbe Frage auf: Würde Greta Van Fleet unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen, wenn das Gespenst von Robert Plant nicht über ihnen auftauchen würde? Subtilität ist nicht die Stärke der Band, aber „The Battle at Garden’s Gate“ ist erfolgreich, wenn sie versuchen, reflektierenderes Terrain zu erkunden. 

„Tears of Rain“ ist großes Theater, eine vielschichtige Gitarrenballade, die beiläufig auf eine explosive Pointe zusteuert, während „Broken Bells“ als entschlossenes Rock-Epos überzeugt, das vom Optimismus getragen wird: „I believe the sun still shines, and I believe there comes a time,“ singt Josh. Textlich nehmen Greta Van Fleet nehmen mit dieser Platte eine weltlichere Sichtweise ein und doch scheint es, der Hauptzweck von „The Battle at Garden’s Gate“ besteht darin, uns zu zeigen, wie gut Greta Van Fleet mit ihren Instrumenten umgehen können. Die meisten Tracks haben die Form von frei fließenden Jam-Sessions oder psychedelischen Trips. Es ist alles sehr entspannt, der Schlussakt von „The Weight of Dreams“ ist fast neun Minuten lang und findet in dieser Zeit fast keinen nährstoffreichen Boden. Wie der Rest des Albums ist es letztlich technisch versiert, bleibt aber eine seltsam widersprüchliche Erfahrung, bei der Greta Van Fleet scheinbar auf einer Einbahnstraße unterwegs sind.

5.9