Gia Margaret – Romantic Piano

Ambient, VÖ: Juni 2023
ROMANTIC PIANO von GIA MARGARET ist ein endloses Reliquiar der Hingabe, Selbstliebe und des Staunens; ein beeindruckender, wunderschöner dritter Akt für eine unserer mutigsten und interessantesten Texterinnen.

Die Geschichte besagt, dass Margaret – eine Künstlerin aus Chicago, deren Talente in alle bekannten Äther übergreifen – kurz nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „There’s Always Glimmer“ vor vier Jahren ihre Stimme verlor. Aber Margaret machte – während sie eine Stimmpause hatte – weiter und veröffentlichte „Mia Gargaret“: Ein reichhaltiges, atemberaubendes Projekt, bei dem sie ihre eigene Trauer mithilfe von Synthesizern, Loops und Sampling verarbeitete und überwindete. Die sanfte Chorstimme, die sie einst so geschickt in den Mittelpunkt all ihrer Arbeit gestellt hatte, war jetzt verstummt. Es war ein Akt des kreativen und emotionalen Überlebens, und jetzt ist es zu einem Teil von Margaret’s Welt geworden, den sie noch nicht loslassen möchte.

„Romantic Piano“ wurde überwiegend von Sean O’Keefe entwickelt, während Margaret einen Großteil davon zusammen mit Yoni Wolf gemischt und produziert hat. Auf dem gesamten Album sind, wie Margaret sie nennt, Feldaufnahmen der Natur eingesetzt, die im Einklang mit den Klavieren, Hörnern, Trommeln, Bässen und Gesängen, die sie und ihre Kollegen während der 27-minütigen Laufzeit von 12 Liedern einspielen, Freude bereiten. Der vielleicht größte Teil von „Romantic Piano“ ist, wie menschlich alles klingt. Ganz ähnlich dem jüngsten, zunehmenden Trend, dass Künstlerinnen ihre Alben in einem Live-Headspace aufnehmen – in der Hoffnung, die Energie auf der Bühne auf Band zu nutzen – fängt Margaret alle gleichzeitig auftretenden Unvollkommenheiten ein.

Im Kern ist „Romantic Piano“ ein perfekter Liebesbrief von Margaret darüber, wie sie sich dem Instrument zuwandte, als ihre Stimme nicht mehr mithalten konnte. Doch ihr Klavierspiel ist keineswegs nur eine zweite Option im Zuge des Wandels. Am Ende der Tracklist verwandelt sich „Romantic Piano“ in das Werk von jemandem, dessen Talent und Vision auch einem Blitzschlag Konkurrenz machen könnte. Ursprünglich wollte Margaret ein Kompositionsstudium absolvieren, brach die Musikschule aber mittendrin ab. „I really didn’t want to play in an orchestra“, sagte sie zu ihrer Entscheidung, „I really just wanted to write movie scores. Then, I started to focus more and more on being a songwriter. ‘Romantic Piano’ scratched an old itch.“

„Romantic Piano“ berührt in der Tat ein seltenes Gefühl in der Kunst, das oft nur dem Kino vorbehalten ist – eine gleichzeitige Ehrfurcht vor der Existenz im Weitwinkel und der intime innere Monolog nach der Sprache, die in unseren Köpfen fest verankert ist.

9.0