Garbage – No Gods No Masters

Rock, VÖ: Juni 2021
Trotz der vielen Jahre im Geschäft fühlt sich NO GODS NO MASTERS nicht wie ein nostalgischer Rückblick an. Denn nach 26 Jahren wissen GARBAGE, wer sie sind und fühlen sich wohl in Ihrer Haut.

Shirley Manson ist wütend. Man sehe sich dazu einfach Songtitel wie „The Men Who Rule the World“, „The Creeps“, „A Woman Destroyed“, „This City Will Kill You“ und das trotzige „Flipping the Bird“ an, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wo sie und Ihre Band steht. Wenn die ersten Äußerungen auf dem eröffnenden Track „The men who rule the world/Have made a fucking mess“ erklingen, ist klar, in welche Richtung das geht. Und das ist nur der Anfang einer Litanei von sozialen, staatlichen, ökologischen und persönlichen Themen, über die Manson auf diesen elf knisternden Tracks schimpft. Ein Merkmal des Albums ist, dass Strophen nicht immer beeindrucken können, was aber oft durch Refrains wettgemacht wird. So passt es zu diesem Track, wenn sich Manson wiederholt beschwert: „Stuck inside my head, stuck inside my head, all the fucking time“, was sich als prophetische Worte erweisen wird.

Auf „No Gods No Masters“ haben Garbage endlich einen sicheren Stand in den Sounds und Gefühlen, die sie ursprünglich großartig gemacht haben. Nachdem Britney Spears und Christina Aguilera Ende der Neunziger das Rampenlicht von Garbage als Pop-Hit-Macher auf sich zogen, spielte die Band mit ihrem Sound, der als wunderschön skurrile Mischung aus Trip-Hop, Grunge und Synth-Rock auf ihrem selbstbetitelten Debüt von 1995 begann. Manchmal waren sie ein bisschen zu poppig oder ein bisschen zu punkig. Sie klangen zwar immer wie Garbage, aber erst 2016 haben sie mit „Strange Little Birds“ ein Album gemacht, dass mit der „Version 2.0“ von 1998 konsequent fortgeführt wurde. Diese Flamme brennt immer noch auf „No Gods No Masters“. Ein Teil des Treibstoffs ist Manson’s geschwollene Verachtung für Ungerechtigkeit, aber was die Platte wirklich auszeichnet, ist, dass der Rest von Garbage ihren Ton perfekt mit Keyboard-Glitches, sägenden Gitarren und cleveren, aber nie aufdringlichen Rhythmus-Loops verbindet.

Leider erscheinen diese herausragenden Merkmale auf gesamter Länge des Albums zu selten. Die Musik ist bekannt, aber viele dieser Melodien sind nicht bemerkenswert, da Sie sowohl beim Spiel als auch bei Manson’s lebhafter, angepisster Haltung durch die schaumige Haltung an Griffigkeit verlieren. Für die Anhänger der ersten Stunde gibt es einen Hauch von klassischem Garbage mit lebhaften Strophen und spitzen Gitarren in „Wolves“ zusammen mit „Flipping The Bird“ – einem Track, der fest aus der New-Order-Form geschaffen wurde – die die verschwommenen Momente der guten alten Zeit nachempfinden. Die gesteigerte Wut und allgemeine Frustration über den Zustand der Gesellschaft ist bewundernswert. Manche mögen sagen, dass es in der heutigen Musik nicht genug davon gibt. Aber das muss mit Songs ausbalanciert werden, die zum erneuten Hören einladen. Auf „No Gods No Masters“ kommt dieser Umstand leider zu kurz.

6.9