Gabe Gurnsey – Physical

Electronic, VÖ: August 2018

Nach dreizehn Jahren mit Factory Floor hat sich Gabe Gurnsey in diesem Jahr dazu entschieden, die Welt abseits seiner postindustriellen Wurzeln zugunsten einer breiteren und wärmeren Musiklandschaft zu erkunden. Gabe’s neuestes Album ist entsprechend eine Solo-Veröffentlichung und im Gesamten ein leichteres, weniger intensives und generell kommerziell ausgerichteteres Album, das eine ganze Reihe an musikalischen Bezugspunkten und weitreichenden Einflüssen vereint.

Die paranoiden Landschaften, die unerbittlichen Beats und furchterregenden, körperlosen Gesänge, die man mit Gurnsey’s kollaborativer Arbeit assoziieren könnte sind, wenn überhaupt, auf dieser Veröffentlichung nur in amputierter Form sichtbar. Kein einziger Track auf „Physical“ könnte als prägnant und griffig bezeichnet werden. Sie erreichen stattdessen einfach so den Groove und beginnen meist mit minimalen Ideen – einer sich wiederholenden Bassline, einem relativ einfachen Drum-Pattern – und erweitern diese über die Dauer, wie es bei „I Get and Eyes Over“ der Fall ist.

Auch wenn das manchmal formelhaft wirkt, es führt so manchen Song zu den besten Momenten der Platte. „Night Track“ ist ein perfektes Beispiel mit einer Basslinie aus sich wiederholten Staccato-Noten, die sich auf und ab bewegen, hektischen Hi-Hats, die zwischen einer 4×4-Kickdrum und Cut-Up-Gesängen platziert wurden und mit aufregender Dynamik zur hektischen Energie des Tracks beitragen. Während er uns auf eine Reise durch die Nacht nimmt, erleben wir seine Höhen und Tiefen, während sich alles vor uns entfaltet. Nicht alles funktioniert die ganze Zeit über so gut wie die angesprochenen Tracks und nicht alles unterscheidet sich grundlegend von dem was er mit Factory Floor macht, aber es gibt noch genug, um sich mit Begeisterung dieser Platte hinzugeben.

7.4