Das in Dublin ansässige Quintett haucht dem eigen gitarrenbasierten alternativen Pop neues Leben ein und gibt der irischen Musik einen allmächtigen Schuss in den Arm. Das neue Album beginnt mit „Big“ und seiner knalligen ersten Zeile: “Dublin in the rain is mine, a pregnant city with a Catholic mind”, und einem kurzen, scharfen Schockstoß einer Melodie, die weniger als zwei Minuten anhält. “My childhood was small but I’m gonna be big“, erklärt Chatten. Das Video mit seinem 11-jährigen Nachbarn in der Moore Street ist eines der besten des Jahres 2019. Die Amerikaner von Fontaines D.C. sind stolz auf ihr irisches Erbe, auch wenn ihre einzige Verbindung seit Generationen Guinness war, der seelenvoll in einem mit Kleeblättern geschmückten Themen-Pub getrunken wurde, aber im Pop geht dieser Impuls in eine andere Richtung.
Es ist dennoch sehr erfrischend zu hören, wie der Sänger Grian Chatten die blökende Musik eines Dubliner Akzents umarmt. Für Hörer, die sich in der irischen Punkszene nicht auskennen, ist seine äußerst charaktervolle Stimme genauso spannend wie die von Alex Turner, als die Arctic Monkeys zum erstem Mal ausbrachen. Ungewöhnlich bei einem jungen Texter gibt es bei Chatten wenig Geschichten über Beziehungen und die Liebe. Stattdessen dreht er seinen Fokus nach außen und schreibt Geschichten über seine Umgebung und ihre Bewohner, oft in so unmittelbarer Nähe, dass man denkt, er könnte ihre Gedanken lesen. Chatten singt sarkastisch von Kneipenbesitzern und nächtlichen Zusammenbrüchen auf unaufhörlichen, abgehackten Akkorden. “There’s always tears – there’s always gonna be tears,” witzelt er, wie ein halb angetrunkener Mann, der geistesabwesend durch einen chaotischen Freitagabend torkelt.
Dies ist die Art von Songwriting-Qualität, die Bands erst nach vielen Jahren oder gar nicht erreichen können: brillant, von Anfang bis Ende.