Foals – Holy Fire

Indie Rock, VÖ: Februar 2013

Im Jahr 2008 kaufte ich mir meine erste Heimkinoanlage und ich kann mich noch so gut wie heute daran erinnern, die erste musikalische Einheit nannte sich ‚ Antidotes ‚ und diese wurde einen Monat zuvor von den Foals veröffentlicht. Ich lag auf meinem Bett und brachte meinen Körper für viele Stunden nicht mehr von dort wieder weg. Geliebte Synthie-Sounds, ich lernte euch in dieser Zeit das erste Mal lieben. Die haarsträubende Verschmelzungen mit Funk war eine vollkommen neue Erfahrung für mich. Eine wundervolle Zeit. Vielleicht auch deswegen, durch die stark einprägenden Erinnerungen, war ‚ Total Life Forever ‚ für mich eine Enttäuschung und auch wenn die Schallplatte seit Veröffentlichung bei mir in einem der Regale steht – verschmäht habe ich sie bis heute. Mittlerweile gibt es deswegen keinerlei Gründe mehr, die gegen eine vollständige Rotation sprechen würden, aber Ihr kennt die Erfahrung womöglich auch selbst – so ein tiefsitzender Widerwille aus vergangenen Zeiten lässt sich nur sehr schwer überwinden.

Deshalb versuche ich dieses Dilemma geschickt mit der neuen Platte ‚ Holy Fire ‚ zu umgehen, meine Schuldgefühle auszutricksen, meine Gedanken neutral auf die elf neuen Stücke einzustimmen und als ich meinte dafür bereit zu sein – sollte eine große Überraschung folgen, denn bereits während den ersten Sekunden stellt sich heraus, eine deratige Fokussierung auf das dritte Werk der Foals wäre überhaupt nicht nötig gewesen. ‚ Prelude ‚ ist nämlich der pefekte Weg in das Album. Zugleich legt sich die Gruppe aus Oxford die eigene Messlatte ziemlich hoch – aber mit dem zweiten Stück ‚ Inhaler ‚ bleibt sowieso keine Zeit übrig, sich länger mit solchen Gedanken der Qualitätserhaltung zu beschäftigen. Die Foals testen hier ihre neue musikalische Muskelkraft. Klirrende Gitarren, gefühlvolle Gesänge von Yannis Phillipakis und ein plötzlich explodierender Zwischenakt stürtzen den geneigten Anhänger zwar in keinen Death-Metal Abgrund – aber wenn wir ehrlich sind: verzerrte Gitarren sind für das Quintett neu.

Mit ‚ My Number ‚ feiert sich die Band dann selbst für diesen gelungenen Auftakt, beschenkt zugleich den Hörer mit einer genial eingängigen Melodie und bringt diesen sanft in die Indie-Pop-Tanzbarkeit zurück. Fusionierende Gitarren und enge Rhythmen zeigen sich dabei besonders effektiv und blasen ordentlich frische Luft zwischen die tanzende Menge. Ähnlich genial sollte sich in der zweiten Hälfte ‚ Milk & Black Spiders ‚ präsentieren. Davor zeigen uns die Foals eine ganze Palette an gut funktionierenden Melodien zwischen traditioneller Rock-Ästhetik und perversen Progressionen. Wer bitteschön springt schon zwei Schritte rückwärts in eine bis hierhin noch ungeschriebene Zukunft? Natürlich doch! Die Gruppe aus Oxford.

Des Weiteren finden sich Drehungen und Wendungen an jeder sich bietenden Ecke, steigende Synth-Töne in allen Variationen, lärmende Hektik, unverblümte Vertrautheit und klaustrophobische Zustände. ‚ Holy Fire ‚ ist mit seinem subtilen Pop-Innenleben ein echter Leckerbissen für die Ohren. Das letzte Stück ‚ Moon ‚ ist ein Beispiel dafür, wie das Quintett mit den Erwartungen Ihrer Anhänger spielt. Denn es folgt nach den zehn Stücken kein lauter Knall und auch kein Foals-artiges Ende, sondern eine langsame und bedächtige Nummer. Eine hallende Instrumentierung im Mondscheinlicht mit einem textlich wunderschön passendem Schluss: „It’s the end“, singt Yannis und hinterlässt mit seiner Band ein spannendes und interessantes Werk mit deutlichen Ambitionen, das restriktive Schubladendenken endgültig zu zerschlagen.

8.4