Das Debüt des Chicagoer Quartetts FLOATIE pendelt mit meisterhafter Subtilität zwischen Schönheit und Dissonanz und findet neue Nuancen im Math Rock.
Das Debüt des Quartetts fühlt sich an wie eine warme, 29-minütige Aufnahme von dunstigem Indie Pop über Math Rock, gleichermaßen beruhigend und ein wenig klaustrophobisch. Der Titeltrack ist ein großartiges Beispiel für Floatie’s Sound, da sich der Track mit seinem Gesangs- und Gitarrenkampf aufbaut, wobei einfache Rhythmen und Beats als Basis dienen. In der Mitte des Tracks wird das Spiel schneller, bevor Floatie bei etwa 1:30 den Boden verlieren, da es mit einem sehr langsamen und fast kriechenden Instrumental-Finish endet, das an eine andere von Jazz beeinflusste Chicago-Band erinnert: The Sea And Cake.
„Voyage Out“ pendelt mit meisterhafter Subtilität zwischen Schönheit und Dissonanz. Diese Art von Intuition und Kontrolle kann nur im Laufe der Zeit aufgebaut werden, mit einem tiefen Gefühl der Verbindung zwischen den Protagonisten. Obwohl Floatie erst 2018 gegründet wurde, sind alle vier Mitglieder – Sängerin und Gitarristin Sam Bern, Sänger und Bassist Joe Olson, Gitarrist Will Wisniewski und Schlagzeuger Luc Schutz – seit fast einem Jahrzehnt befreundet. Diese Verbindung verleiht Floatie eine mühelose Präzision, die es winzigen Explosionen von fusselnden Akkorden ermöglicht, aus dem ansonsten zugeknöpften „Lookfar“ oder dem wuseligen „Water Recipe“ zu springen, um den täuschend weichen Songs einen entzückenden, sich oftmals verschluckenden Rhythmus zu verleihen.
Das Beste von allem ist, dass „Voyage Out“ ein Meister darin ist, einen Stil zu etablieren und ihn dann zum unvermeidlichen Endpunkt zu bringen. Die brennende Eröffnungs-Trilogie fühlt sich wie ein Ganzes an, während die ineinandergreifenden E-Gitarren über Luc Schutz’ stetiger und markanter Trommelarbeit spielen wie ein Wasserfall, der in einen See stürzt. Dies ist keine Hintergrundmusik, da die Gitarrenarbeit zu dynamisch und bedeutsam ist, aber einige der Arrangements könnten das Publikum leicht in einen Zustand der Hypnose wiegen. In „Catch A Good Worm“ schwebt Bern’s Stimme über dem straffen Schlagzeug, der dringlichen Gitarre und den düsteren Synthesizern: „Bright lights spreading vast and wide, beings at the gate / Rewind, cut off their supply, now we can escape.“

Die Suche nach persönlicher Identität und einem Platz in der Gesellschaft ist in allen Songs zu spüren, die einen düsteren Charme ausstrahlen, der sich sowohl reflektierend als auch mit großen Augen wie eine Realität anfühlt, die komplizierter ist als sofort ersichtlich. Es ist ein perfektes Beispiel dafür, was die Gruppe am besten kann. Sie legen den Umriss und die Struktur ihres Materials fest – von Math-Rock-Standards bis hin zu atemberaubenden Gesängen – und spielen dann mit diesen Klischees, bis es sich wie ein einzigartiges, einheitliches Ganzes anfühlt. In solchen Momenten ist „Voyage Out“ genauso hypnotisch, wie zerbrechlich und rätselhaft – hier heißt es die Augen zu schließen und sich mit einem sicheren Gefühl der Geborgenheit darin zu verlieren.