This Heat – Deceit

Kategorie: Albums, Experimental

KLANGSTART: Oktober 1981

Der Sound von This Heat war so etwas wie eine Konfrontation von Prog Rock, Free Jazz und zeitgenössischer elektronischer Musik (man denke an Stockhausen, nicht an Kraftwerk). Sie werden oft in das Post-Punk- (oder auch nur „Punk“ -) Lager geworfen. Sie hören sich mit Sicherheit so an, als wären sie über etwas sehr wütend und wer einen Blick auf das Textblatt für dieses Album wirft (wobei der Gesang oft mehr musikalisches Element als kommunikative Kraft ist) dürfte sich darin bestätigt fühlen. Sie haben auf dem zweiten Album „Deceit“ ziemlich intensive politische und soziale Aussagen verlautbaren lassen – obwohl es oft so schwer ist, ihre Position zu fixieren, wie es auch beinahe unmöglich erscheint, ihren Sound zu fixieren. Auf jeden Fall sind This Heat „progressiv“ im wahrsten Sinne des Wortes, und obwohl sie die erste Welle des Punks erfanden, hörten sie sich damals nicht wirklich wie irgendjemand aus dieser Zeit an.

Wo „This Heat“ ein brodelndes, unzusammenhängendes Zugwrack aus bösen Klängen und Klangcollagen mit gelegentlichen melodischen und lyrischen Schnörkeln war, scheint „Deceit“ einen anderen Kurs einzuschlagen, nämlich das Zuckergießen seiner warnenden Geschichte für die Nachwelt, indem es auf die Tape-Loop-Methode zugunsten des Schreibens eingängiger Pop-Songs verzichtet. Dies führt glücklicherweise für den Hörer zu einem völligen Zusammenbruch. Das Endergebnis ist eines der wildesten, gruseligsten und seltsamsten Alben, die jemals auf Band aufgenommen wurden. Hervorragend hörbar. Zum Glück weichen die oftmals kargen und unmenschlichen Landschaften direkteren und schockierenderen Tracks in Form von „Makeshift Swahili“, „Independence“ und dem unheimlich „A New Type of Water“. 

Das Kernthema der Rezension bleibt erhalten, diese Tracks sind wirklich diejenigen, die von den bestrahlten Opfern eines Atomkrieges geschrieben wurden. Die Band wird zu dem, von dem sie befürchten, dass sie es bald werden, zu den Toten oder zu den fast Toten. Sie sind Ghule und irgendwie haben ihre Instrumente überlebt, ihre Worte sprechen mehr als die Musik könnte: „Here is a paralyzed sleet, here is a bubble bath rain, acrid stench and festering tongue. New York, Moscow, Nairobi in flames“. Das letzte Stück „Hi Baku Shyo“ ist alles, was wir an diesem Punkt erwarten würden. Stille, die unheimlich von gelegentlich stöhnenden Synthesizern, vom Stöhnen der Sterbenden und leisen pochenden Bässen unterbrochen wird. Dies ist das Ende, die Bombe ist gefallen und die Welt ist untergegangen. Das Lied endet plötzlich, ohne auszublenden.

Auf den ersten Blick scheint „Deceit“ nur eine Sammlung bizarrer experimenteller Tracks ohne Zusammenhang zu sein, aber wenn wir im Kontext einer ständigen, unvermeidlichen nuklearen Bedrohung zu einer eigenen Einheit werden, hören wir den wahren Soundtrack zum Ende der Welt. Jeder Track malt seine eigene offensichtliche Szene des Terrors. „Deceit“ ist vielleicht nicht so hörbar wie das erste Album von This Heat, aber es ist ein aufrüttelnder Mahnbrief an die Kraft menschlicher Vorstellungskraft, der Angst und der Wut.

 

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This Heat – Deceit

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