Die dänische Musikerin AGNES OBEL suchte für Ihr Album MYOPIA die Isolation um kreativ zu sein. Herausgekommen ist wohl das beste Kammer Pop Noir Album des Jahres.
Agnes Obel ist seit fast einem Jahrzehnt eine der unabhängigsten und originellsten Künstlerinnen der zeitgenössischen Musik. Jetzt ist sie mit ihrem vierten Album „Myopia“ zurückgekehrt. Nach den gleichen Prinzipien wie bei ihren vorherigen Alben, die sie als Ein-Frauen-Projekt in ihrem eigenen Berliner Heimstudio abgeschlossen hat, begab Obel sich in eine selbst auferlegte kreative Isolation, wobei alles Äußere entfernt wurde – Einflüsse und Ablenkung beim Schreiben, Aufnehmen und Mischen. “The albums I’ve worked on have all required that I build a bubble of some kind in which everything becomes about the album. For me the production is intertwined with the lyrics and story behind the songs“. Genau das macht ihre Musik so überzeugend und differenziert sie zu fast jedem anderen. “Paradoxically, for me I need to create my own myopia to make music.” Obel experimentierte mit Techniken zur Aufnahmeverarbeitung, zum Verziehen und Absenken von Gesang, Streichern, Klavier, Celesta und einem Luthéal-Klavier. Sie fand Wege, diese Elemente zu einer Einheit zu verschmelzen und sie so zu verdrehen, dass wir uns in dem von ihr heraufbeschworenen Klang wie zu Hause fühlen.
“I wanted to depict that sense of being trapped within a state of mind with very little peripheral vision, where what is left to be seen only gets increasingly intensified,” sagt sie. Dieses aufwendig gestaltete Album fängt dieses Gefühl in voller Tiefe ein. Das gesamte Album bewohnt einen trostlosen Ort der Einsamkeit im Zwielicht und zwingt seinen Hörer in eine Art Selbstbeobachtung. Es ist ein Album, das man alleine erleben kann. Mit Ausnahme von „Drosera“ und seiner Triton-Dissonanz und unheimlichen Flöten, die an die Partitur eines Horrorfilms erinnern, ist es ein Trost, in das kontemplative und isolierende Gebiet von „Myopia“ gezogen zu werden. „Island of Doom“ packt die Trauer an, während hochfliegende Stimmen über das gedämpfte Lo-Fi-Klavier strömen. Ihre gleitenden Gesänge sind hoch und niedrig gestimmt, um als weiteres Instrument in den musikalischen Minimalismus zu verschmelzen. In diesen exquisit produzierten Tracks, die oft die typischen Akkordfolgen der Popmusik meiden, experimentiert Obel auch mit der Veränderung der Tonhöhe von Violine, Cello, Filzklavier, Celesta und Mellotron.
Postklassische Instrumentalminiaturen wie „Roscian“, „Drosera“ und „Parliament Of Owls“ haben filmische Akzente, die an Yann Tiersen erinnern, während der Titeltrack einer der Songs ist, die mit seinen hochfliegenden Stimmbögen und gleitenden Streichern am meisten beeindrucken. Zusammengenommen tragen sie alle zu dem Gefühl der Intrige bei, die sich durch ihre Musik zieht. Es ist die Suche nach Licht inmitten der undurchlässigen Dunkelheit. „Myopia“ ist elegant, königlich und doch so tief in seiner eisigen Einsamkeit versunken, aber zugleich bemerkenswert schön und leichtfüßig.
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