Mit dem fünften Album „Heavy Nights“ vom kanadischen Singer-Songwriter Evening Hymns durchleben wir gemeinsam das Ende einer Beziehung und den Beginn einer Beziehung. Das Ende eines Lebens mit dem Tod seines Vaters und der Beginn eines Lebens mit der Geburt von Bonnetta’s eigenem Sohn. Diese enormen Themen – Romantik, Tod und Vaterschaft – zeigen sich wie im Leben eines Menschen von Moment zu Moment und von Tag zu Tag. In „You In Dreams“ erwacht er aus einem Traum und spürt den Verlust erneut. Oder in „Halfway to the Moon“ sitzt er in einer Bar und weint, überwältigt von der Nachricht vom kommenden Nachwuchs.
Dies alles wird durch die sanfte, warme Instrumentierung der Platte unterstrichen. Rhodes Klavier, Saxophon und stimmungsvoller Bass mischen sich und lassen sich wie Alkohol in ein Glas nieder. Das Ergebnis ist eine dunstige Melancholie, die sowohl in der traurigen Trennungsreflexion „I Can Only Be Good“, als auch in der schnellen Tanzfläche-Nummer „Pyrenees“ oder dem großartigen, expansiven „My Drugs, My Dreams“ zu hören ist. Bonnetta’s Stimme hallt und ist auf Harmonien ausgerichtet, die fast so klingen, als kämen sie von außerhalb der Bühne, was den Fokus auf die abwechslungsreiche Instrumentierung legt.
Es ist kein Wunder, dass drei der acht Titel das Wort „dreams“ in ihren Titeln enthalten, da das Album ein dunstiges, traumhaftes Ambiente aufweist, das insgesamt wenig Licht zulässt. Trotzdem machen die üppigen Arrangements und die zarte Kombination von Ton und Textur einen Großteil der Mehrdeutigkeit zunichte, während Bonnetta’s Emotionen zur vollen Blüte reifen. Bei aller Komplexität und Besinnlichkeit, die diese Melodien vermitteln, bleibt stets die melodische Verbindung bestehen. Mehr als alles andere mildert die wiederkehrende Vorstellung von Träumen die Ränder der erderschütternden Veränderungen in Bonnetta’s Leben und lässt ihn sanft zwischen dem wirklichen Leben und dem Inneren seines Kopfes hin und her schweben, um letztlich einen Blick auf alles zu finden, was Sinn macht.