EOB – Earth

AmbientRock, VÖ: April 2020

Der Versuch darf erlaubt sein. Das erste Album von Radiohead’s Ed O’Brien mag während der gesamten Laufzeit Momente der Hoffnung und des Mitgefühls bieten, aber die meisten Songs fühlen sich zu indirekt und zu unterspielt an. Ed zog 2012 ins ländliche Brasilien und diese Inspirationen aus Rhythmen und der Freude an Rio’s Karneval zeigen sich am deutlichsten in der zweiten Hälfte des entsprechend benannten „Brasil“ mit seinen resonanten, rhythmischen Basslinien und drückenden Drum Beats. Sie wurden mit ähnlichen Sequenzern überlagert, wie wir es bereits aus den Remixen von Radiohead’s „The King Of Limbs“ kennen. In Interviews sagte O’Brien, dass er das Gefühl hatte, die Platte veröffentlichen zu müssen, dass ein Teil von ihm „sterben“ würde, wenn er es nicht tun würde. 

 

Dieses Gefühl der Dringlichkeit ist überall auf „Earth“ zu spüren. Ein Großteil auf „Earth“ ist entspannt und friedlich und dreht sich um die zerebralen „Brasil“ und „Olympik“, die in über acht Minuten das Gehirn mit wirbelnden Synthesizern und verträumten Linien über Liebe und Perfektion kitzeln. “A love supreme is all I need,” singt er im Letzteren. “To be waking up from the deepest sea.” Direkt hinter „Brasil“ versteckt sich das schöne „Deep Days“, ein akustischer langsamer Brenner, der wie eine Pause zu dem langen Track davor wirkt: “Where you go, I will go/where you stay, I will stay,” verspricht er. “And when you rise, I will rise/and if you fall, you can fall on me.” Dementsprechend darf „Earth“ mit seiner geschwungenen Länge als eine Platte gesehen werden, die zur Meditation einlädt. 

Zugleich ist aber das Album in den langsameren, spirituelleren und aufschlussreicheren Tracks am schwächsten unterwegs und bleibt in diesen Phasen meist charakterlos und unverbindlich. „Earth“ mag musikalisch einwandfrei sein, aber es fehlt der Biss aus seinem eigentlichen Job mit Radiohead.

 

5.4