Emilie Nicolas – Tranquille Emile

ElectronicR&B, VÖ: Juni 2018
2014 war EMILIE NICOLAS mit ihrer stimmungsvoller, moderner Popmusik auf Anhieb erfolgreich. Mit TRANQUILLE EMILE meldet sie sich nach einer Krankheit mit einem reiferen und R&B-inspirierteren Album zurück.

Als Emilie Nicolas 2014 mit dem Album „Like I’m a Warrior“ debütierte, war es sowohl kommerziell als auch in der Reputationsbranche ein großer Erfolg. Sie war an der Spitze des bedeutenden Booms mysteriöser Naturkinder von Maschinen-Pop-Künstlerinnen (um ein bisschen reduktionistisch zu sein), zu denen auch Künstlerinnen wie Highasakite und Aurora und mehr zählten. Dem aktuellen Zeitgeist nach zu urteilen, liegt die Vermutung nahe, dass es wieder einmal eine psychische Erkrankung war, die das Leben einer jungen Norwegerin ausbremste. Ihr erstes Comeback mit dem musikalischen Beitrag zur NRK-Reihe „Stimmen im Kopf“ im vergangenen Jahr unterstrich dies. Ist es überhaupt möglich, im heutigen Medienklima als relevant wahrgenommen zu werden oder etwas zu lancieren, ohne dabei eine Form von Depression an den Tag zu legen? Kaum. Aber nein, es war etwas Prosaischeres und Körperliches, das sie störte. Etwas so Ernstes wie ein Gehirntumor wurde entdeckt und behandelt. Glücklicherweise.

„Tranquille Emile“ ist ein Album mit Liedern über das Unfassbare, aber gleichzeitig Nahe und Alltägliche, ein Mensch in der großen Welt zu sein. Die Songs sind angenehm anzuhören und funktionieren auf einer Hausparty genauso gut wie im Park an einem heißen Sommertag oder beim Spazierengehen. Die Musik ist eine Mischung aus Pop und Electronic, und Emilie’s Jazz-inspirierter Gesang passt perfekt zum Sound. Es ist ein durchweg gutes Album mit vielen guten Songs. „Wild One“ hat eine rohe Atmosphäre. Es ist eine gute Mischung aus der hellen Stimme von Emilie Nicolas und jeder Menge Digg-Synthesizer. Ein weiteres großartiges Lied ist „String“. Ein eingängiger Song, mit unglaublich starken Rhythmen. Die Band leistet hier großartige Arbeit. „Roots“ ist ein kleines Juwel von knapp zweieinhalb Minuten. Es ist ein ruhiges Lied mit unglaublich verletzenden und schönen Texten. 

Emilie’s Gesang steht im Mittelpunkt und passt gut zum Song. „I don’t like the sunrise / waking up in daylight / it reminds me of darkness can drive me crazy”. Hervorzuheben ist auch der letzte Song „Feel Fine“. Es dauert fast volle sechs Minuten, ist aber so schön, dass es nur gut ist, dass das Lied so lang ist. Emilie Nicolas hat für diesen Song Philip Wiese und Hanne Hukkelberg für die Gesänge sowie einen beeindruckenden Chor engagiert. „Feel Fine“ endet mit einem rein instrumentalen Teil von fast zwei Minuten, und wenn wir am Ende nur die Streicher hören, ist es einfach nur wunderbar schön. Emilie enttäuscht nicht. „Tranquille Emile“ ist ein hörenswertes Album. Viele Male.

7.9