Elvis Costello & the Imposters – The Boy Named If

Rock, VÖ: Januar 2022
THE BOY NAMED IF von ELVIS COSTELLO klingt nicht nur ausgezeichnet, sondern hat einen aufwendigen Überbau. Die Deluxe-Version fügt ein 88-seitiges Buch hinzu, das von Costello geschrieben und illustriert wurde: The Boy Named If and Other Children’s Tales.

Nach ungefähr fünfzig Jahren als professioneller Musiker hat der englische Power-Pop/Pub-Rock-Songwriter Elvis Costello nichts mehr zu beweisen. Und doch hat er seit „My Aim is True“ von 1977 hervorragende Platten veröffentlicht. Tatsächlich war „Hey Clockface“ aus dem Jahr 2020 eine seiner vielfältigsten und beständigsten Bemühungen seit mehreren Jahren. Glücklicherweise ist der Nachfolger „The Boy Named If“ ein weiterer erfolgreicher Eintrag in seinem Repertoire. Zugegeben, es ist nicht ganz so außergewöhnlich oder bedeutend wie sein unmittelbarer Vorgänger, aber es beweist nichtsdestotrotz, dass Costello (und The Imposters) immer noch in der Lage sind, charmant exzentrische, ergreifende und eingängige Kompositionen wie kaum ein anderer aus dem Handgelenk zu schütteln.

Der vollständige Titel der von Costello zusammen mit dem US-argentinischen Ingenieur und Produzenten Sebastian Krys koproduzierten Platte lautet „The Boy Named If (And Other Children’s Stories)“. Wie Costello erklärt: “‘If’ is a nickname for your imaginary friend; your secret self, the one who knows everything you deny, the one you blame for the shattered crockery and the hearts you break, even your own.” Er gab sich sicherlich selbst die Erlaubnis, damit auf Hochtouren zu gehen – das Album beginnt mit dem Schlag von „Farewell, OK“ und lässt bis „Mr. Crescent“ 12 Tracks später nicht nach und untersucht auf dem Weg dorthin “the last days of a bewildered boyhood to that mortifying moment when you are told to stop acting like a child – which for most men (and perhaps a few gals, too) can be any time in the next 50 years.”

Wie die meisten Künstler eines bestimmten Alters neigt auch Costello dazu, sich auf sein früheres musikalisches Schaffen zu beziehen, und „The Boy Named If“ umfasst viele Epochen von Costello’s Arbeiten. Es gibt den barocken Pop von „Imperial Bedroom“ auf „The Difference“, es gibt die Leidenschaft von „Blood And Chocolate“ auf „What If I Can’t Give You Anything But Love“ und man könnte fast „Paint The Red Rose Blue“ auf „Painted From Memory“ und „My Most Beautiful Mistake“ auf „King Of America“ setzen. Aber während alles hier die Vergangenheit seines Erschaffers widerspiegelt, klingt gleichzeitig alles neu. Costello’s endloser Antrieb und seine Leidenschaft sprengen keine Spinnweben, sondern den nächsten Damm.

Er beschreibt seine jüngsten Arbeiten als “records that are happening right now”. Und er hat nicht Unrecht. „The Boy Named If (And Other Children’s Stories)“ ist ein ausgezeichnetes Album geworden.

8.0