Streng wie eine Moskauerin Zollbeamtin und so abweisend wie ein Rigaer Hochhaus haben LADYTRON ein ausgeprägtes Ostblock-Ambiente, und das nicht nur, weil Mira Aroyo, die sich den Gesang mit Helen Marnie teilt, zwei Lieder in ihrer Muttersprache Bulgarisch singt.
Wie bei allen Platten von Ladytron bewegen sich die vier auch bei Ihrem neuesten Werk weg von den bekannten Pfaden der Letzten und beginnen wieder eine neue Reise in der besonders die Anfangsnummern die Stärken von Ladytron gekonnt ausspielen. Befand man sich auf „604“ in süßen Synthesizer Pop, während „Light & Magic“ düster den Elektro-Pop vor sich in wälzte, kam auf „Witching Hour“ der Shoegaze zum Einsatz. Stark wie Ihr Sound ist auch Ihr Ausdruck mit dem Sie Ihre Songs präsentieren, das was Ladytron machen nimmt man Ihnen nunmal auch genauso ab. Da wird nicht gezweifelt oder genörgelt. Trotz des großen Spektrums an Möglichkeiten die Ladytron zur Verfügung stehen bleiben Sie Ihrem Sound treu. Diese Eigenschaft flammt auch wieder auf der neuen Platte „Velocifero“ auf, distanziert, glamourös, leicht düster und zugleich bittersüß. Manchmal gleicht das Ganze schon einer eigenen Wissenschaft die Ladytron in Ihre Songs mit einarbeiten. Manchmal dunkel und glänzend wie schwarzes Lackleder, dann wieder massiv wie ein Fels in der Brandung.
Typisch Ladytron eben, die auf „Velocifero“ einige sehr inspirierte Momente haben, besonders am Anfang mit „Ghosts“. Bedrohlich aber zugleich süß locken sie mit Ihren Verführungskünsten die Hörer in Ihr Revier. Im Schlepptau ein flüchtender Beat und luftholende Gitarren die von Sängerin Helena Marnie unaufhörlich nach vorne getrieben werden. „There´s a ghost in me/ who wants to say I´m sorry/ Doesn´t mean I´m sorry“ hört man sie dabei bedauernd singen. „Runaway“ erinnert dagegen an die Blütezeit des Industrial-Dance was aber nicht unbedingt eine Überraschung sein muss. Immerhin arbeitete auf „Velocifero“ Alessandro Cortini von Ninch Ins Nails mit. „I´m Not Scared“ sorgt ebenso wie „They Gave You A Heart, They Gave You A Name“ für tanzbare Synthesizer Pop-Hymnen. Insgesamt bewirken diese im Vergleich zu den früheren Werken für viel frischen Wind und eine Menge Bewegung, aber im Mittelpunkt steht nach wie vor der Gesang von Helen Marnie und Mira Aroyo. Die eine aus Schottland, die andere aus Bulgarien.
Letztere bringt Ihre Herkunft mit dem Volkslied „Kletva“ zum Ausdruck, das mit einer Spur mehr Energie als das Original ausgestattet wurde. Insgesamt könnte man fast sagen, das ein bisschen weniger Energie nicht falsch gewesen wäre. Denn was „Velocifero“ ausmacht sind nicht die Lautsprecher füllenden Fähigkeiten sondern die Subtilität und ausgefeilten Melodien. Kritiker und Fans reden gerne von der winterlichen Kälte auf den Ladytron Platten. Müsste man sich demnach zu einem echten Kritikpunkt hinreißen lassen, wäre das ungeeignete Veröffentlichungsdatum einer. Ein abgelegener Ort in Eiseskälte wäre ein geeigneter und umgebungsfreundlicher Hintergrund für die dreizehn Stücke gewesen. Nichts desto Trotz setzen Ladytron wieder ein dickes Ausrufezeichen hinter Ihren Namen und Ihren unübertrefflichen Stil.
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