Dieses Album ist ein kunstvoll gefertigtes Werk mit einer hochkarätigen Gästeliste, darunter Namen wie Future, PARTYNEXTDOOR, Popcaan, Buju Banton, Summer Walker, Jessie Reyez, Snoh Aalegra, Ty Dolla $ign und Shantel May. „A Muse In Her Feelings“ bringt den R&B zu Ausdrucksformen zurück, die das Genre großmachten. Von Verletzlichkeit, Sehnsucht bis hin zu Begehren bezieht das Album seine Inspirationen aus den frühen Nullerjahren, textlich präziser denn je zu Papier gebracht von Daniel Daley und gepaart mit Nineteen85s innovativer Produktion, die zugleich fest in den Grundpfeilern des R&B der goldenen Ära verankert ist. Anonymität in der Musik muss kein Hindernis für den Erfolg sein – man frage einfach Daft Punk.
Und so vermeidet auch das R&B-Duo DVSN ihre Persönlichkeiten im Vergleich zu ihren R&B-Kollegen, nämlich Miguel und Drake (auch ihr Label-Chef), ins Rampenlicht zu stellen. Der Sänger Daniel Daley und der Produzent Nineteen85 ziehen es stattdessen vor, dass ihre Musik für sich selbst spricht, und das tut sie seit dem Debüt von 2016 sehr erfolgreich. „Sept 5th“ und der Nachfolger „Morning After“ aus dem Jahr 2017 klingen warm und leidenschaftlich, ohne krank oder zuckersüß zu wirken. „Sept 5th“ war eine starke Absichtserklärung und „Morning After“ gelang es, die Qualität trotz des thematischen Übergangs von Romantik zu Herzschmerz aufrechtzuerhalten.
Bei diesem dritten Album ist die Produktion von Nineteen85 zurückgegangen und Daley’s Gesang ist nun weniger ein Instrument, als vielmehr ein Schwerpunkt gegenüber früheren Veröffentlichungen. Den Beweis gibt es im Intro. „No Good“ schimmert wie Licht, das von einem Swarovski-Kristall reflektiert wird. In Abweichung von einem Großteil der Musik bei ihrer letzten Veröffentlichung, ist Daley’s Stimme der klare Star der Show. Die Produktion ergänzt seine Stimme und passt perfekt zu dieser gequälten Trennungshymne. Hier spricht eine Frau über ihre Angst, verletzlich zu sein. Worum geht es bei R&B-Alben? Das wir das Gefühl haben, jemandes Therapiesitzung zu belauschen? Starke Eröffnung.
Einige der besten Tracks sind diejenigen, die sich an die bewährte Slow Jam-Vorlage halten. „A Muse“ ist eine Ballade, die des Besten der Branche würdig ist. „Still Pray For You“ nimmt klassische Soul-Einflüsse auf, ohne banal zu klingen und das Usher-Sampling „Between Us“ nickt mit dem Kopf zu seinen Einflüssen, während es frisch und unverbraucht klingt. Insgesamt ist das Album ein voller Erfolg. Mit ihren bescheidenen Rollen und ihrer subtilen Produktion könnte es ein leichtes sein, die dritte Platte von dvsn zu ignorieren, aber wiederholtes Hören offenbart eine warme und unprätentiöse Platte aus einem Guss, die sich selbstbewusst zu entwickeln beginnt.