DEICHKIND geben uns den maximalen Bombast, geschnürt mit faustpumpendem Anti-Establishment-Vibes und Spritzern des augenzwinkernden Humors.
Hier kommt der Befehl von ganz unten: Die schallenden Synthies dagegen von „Aufstand Im Schlaraffenland“ aus dem Jahr 2006. Dennoch ist das gleichnamige Titelstück ohne Frage der Kopf, auf dem die Welt von unten nach Antworten sucht. „Tetrahedon“ sind die psychedelischen Spielchen zu Beginn der neuen Platte, gefolgt von knallbunten Möglichkeitsräumen, die natürlich in Momenten wie im Stück „Befehl von ganz unten“, sich der absoluten Hemmungslosigkeit hingeben. Der erste Blick auf die neue Platte lässt Songtitel wie Kapitelüberschriften erscheinen, und als Fan der elektronischen Deichkinder werden so manche Enttäuschungen unverdaut vom Magen in die Gehörgänge prallen und von dort direkt in die Selbstgeisselung. Auch wenn es irgendwie unter der eigenen Würde erscheint, dem Sound von Deichkind gilt es sich nur schwer entziehbar. Warum? Leider geil. Eben genau deswegen.
So stupide diese Worte auch sein mögen, sie sind absolut auf den Punkt gebracht. „99 Bierkanister“ stapft mit schweren lyrischen Geschützen durch pumpende Beats und „Leider geil (Leider geil)“ ist dann auch der Track zur bereits angesprochenen Kernaussage. „Autos machen dreck, die Umwelt geht kaput, aber eine fette neue Karre ist – leider geil. Ich knabbere am Buntstift, Mama sagt lass das, doch es entbannt mich – leider geil…Ich dekoriere besoffene Freunde, das ist zwar gemein aber – leider geil“ Und so geht es noch muntere drei Minuten weiter. Geniales Teil. Ach Schwachsinn: ein generalerneuerter Bühnenaufbau, das ist genial. Und dieser wurde für die kommende Tour angekündigt. „Der Mond“ ist mehr Dance, als Deichkind-typisch und trotzdem suhlen sich die Rhythmen im anschmiegsamen Elektrifizismus.
„Illegale Fans“ dürfte bekannt sein und deshalb weiter zum schwülen Parkettfeger „Partnerlook“, bei dessen Hitzewallungen auch die momentan eisige Temperatur keine Chance hätte. „Bück dich“ leitet die zweite Hälfte verhältnismäßig enttäuschend ein und so bleibt es erfreulich zu sehen, dass mit dem folgenden Track „Egolution“ der bis dahin äußerst produktiver Befehlsstand erneut in konsequenter Art und Weise aufgenommen wurde. Deichkind verabschieden sich in der Standard-Version mit der hingerotzten Punk-Nummer „Die rote Kiste“ feat. Slime. Schlussendlich ist „Befehl Von Ganz Unten“ nicht die versprochene euphorische Totalverwirrung geworden, aber zumindest der erneute Beweis: An Deichkind führen momentan keine Pfade vorbei – und schon gar nicht wenn man auf der Suche nach spektakulären und kurzweiligen Bühnenshows ist: