Cro – Raop

HipHop/Rap, VÖ: Juli 2012
CRO liefert mit seinem Debüt RAOP genau das ab, was Medien, Facebook-Fans, Groupies und Hater von ihm im Vorfeld erwarten haben.

Zeilen wie, „Und wenn Sie heiraten will/ und nach drei Tagen chilln/ schon Dein ganzes Haus und Deinen Leihwagen will/ ersch-EASY, ea ea, mh mh“, und „SUNNY,ah,ah,ah/ ich weiß schon Du heißt EASY/ aber ist mir egal, ich nenn‘ dich lieber/ SUNNY,ah,ah,ah/ ab jetzt wird alles EASY/ denn du bist nicht mehr da“, sind allseits bekannt und rotieren seit Monaten auf iPhones, Smartphones, Laptops und vermutlich auch so einigen Tablets. Die moderne Gegenwart bedeutet auch so gut wie alles über jeden in Erfahrung zu bringen. Cro hat darauf allerdings keinen Bock und steckte seinen Schädel kurzerhand unter eine süße Pandermaske. Was bleibt ist seine Musik und der Albumtitel zu seinem Debüt ‚ Raop ‚, ein Kunstwort, das sich aus den Worten Rap und Pop zusammensetzt. So einprägsam wie simpel. Selbst müsste man nur auf solche Dinge kommen. Carlo heißt der junge Mann unter der Maske und erzählt selbst über sein erstes Album: „Es ist eine Platte für jeden, der mit Rap aufgewachsen ist und jetzt vielleicht manchmal nostalgisch auf die alte Zeit zurückblickt, sich aber auch immer wieder über neue, freshe Sachen freut“. Und diese „freshen Sachen“ sind ohne Zweifel in großer Fülle vorhanden.

Aber das mussten sie auch, denn der Hype des Jahres im Hip Hop Bereich hätte mit einer breiten Enttäuschung die besungene Unbeschwertheit alleine fortführen müssen. Doch der Jung-Rapper überzeugt auf ‚ Roap ‚ mit Stil, Melodien zum Mitsingen und Themen, die gutgelaunt ein unbeflecktes Lebensgefühl vermitteln. Doch wie alles gibt es auch bei ‚ Roap ‚ eine andere Seite. Zum Beispiel beginnt ‚ Geile Welt ‚ erst unheimlich antreibend und endet leider in einem ziemlich seichten Refrain. Schade darum, aber verschmerzbar, denn mit ‚ Du ‚ und ‚ Wie Ich Bin ‚ kombiniert Cro sehr clevere Ohrwürme für die Sommertage mit dem typischen Klischee, sich für den Besten zu halten. Aber das gehört dazu, besonders wenn im Anschluss ‚ Meine Zeit ‚ durch die verdammt eingängigen Pop-Rhythmen nochmals eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird, weshalb ausgerechnet der Stuttgarter als Senkrechtstarter in diesem Jahr auserkoren wurde. Schicksal? Talent?

Mit Sicherheit von allem etwas und die Unbekümmertheit darf natürlich nicht fehlen. „Wer hat wieder Bock auf’n Beat“, fragt Cro forsch im Intro und meint damit nicht nur seinen Hip Hop, sondern auch äußerst griffige Indie-Melodien wie im Stück ‚ Einmal um die Welt ‚. Absolutes Highlight ist ‚ Wir waren hier ‚ mit seinen euphorischen Refrains, den treibenden Gitarren-Riffs und man selbst denkt sich einfach nur noch: „Wenn das so weitergeht, will ich nie wieder damit aufhören!“ Bei vielen Platten fehlt ein markantes Abschlussstück, bei ‚ Roap ‚ muss man darauf nicht verzichten. ‚ Ein Teil ‚ ist Herzschmerz, Liebe, Freiheit und die Geschichte über die erste große Trennung. Ein Song, bei dem man erst hinterher spürt, welch enorme Wirkung er auf einen selbst ausgeübt hat. Ein tolles Debüt mit tiefgehenden Momenten und der ehrlichen Einsicht, dass Rap nicht ausschließlich durch Reichtum und Mädels definiert werden muss. Hier wäre die Stelle, an der einschlägige „Kollegen“ sich mal gerne an den Kopf fassen dürfen.

7.0