COURTNEY MARIE ANDREWS festigt ihre Position als herausragende Americana-Künstlerin.
Courtney Marie Andrews ist eine Songwriterin, die Fragen stellt – an ihre Zuhörerinnen und Zuhörer, und an sich selbst. Sie lässt uns über die Bedeutung von Freundlichkeit, Mitgefühl und Liebe nachdenken. In letzter Zeit sind bestimmte beunruhigende und regressive Aspekte unseres nationalen Diskurses gefährlich nahe daran gekommen, wirtschaftliche, mentale und emotionale Instabilität und einen unsicheren rechtlichen Status als moralisches Versagen zu bezeichnen. Nach dieser Denkweise ist Empathie eine unerwünschte Ablenkung. Wohlstand kommt zu denen, die ihn verdienen. Es ist definitiv keine neue Sichtweise, und es gibt eine Tradition, durch Lieder darauf zu antworten – die Verbindung zwischen Reichtum und Wert herauszufordern; der Schmerzhaftigkeit andauernder Armut eine Stimme zu geben; der Artikulation von Bewältigungsstrategien und Bestrebungen der Arbeiterklasse.
Der Eröffnungs-Titeltrack ist eine mitreißende, herausragende Botschaft darüber, wie man Erlösung darin findet, gut zu anderen zu sein, wie Andrews ermutigt: „If your money running out and your good looking fade / May your kindness stay.“ Gegen Ende des Albums deutet die karmische Gerechtigkeit des sanft schwankenden Rockers „Kindness of Strangers“ darauf hin, dass, wenn wir tatsächlich freundlich zu anderen sind, unsere Freundlichkeit in Zeiten der Not erwidert wird, wobei Andrews uns anvertraut: “When your sweetness surrenders to the cruelness of this world / All the small stuff and the bad luck / when it all becomes too much / how do you find solace in a place so quick to judge / do you try and play it cool / play the part you think they want / gettin’ by on the kindness of strangers.” Die Entfremdung der Einsamkeit ist eines der zentralen Themen von Andrews.
In „Lift the Lonely from My Heart“ meditiert sie bewegend darüber, einem Track, dessen emotionale Offenheit durch den sanften, romantischen Schwung seines Bolero-ähnlichen Gefühls akzentuiert wird. Der schwerfällige, bluesige „Border Song“ wird von der einsamen Natur der heroischen Reise ihrer Protagonistin heimgesucht und „Took You Up“ ist eine Ode an die Intimität, die ohne Luxus geschmiedet wurde. „Karaoke on a Monday night / Television when we want to hide / Frozen dinners when money’s tight / Makin‘ love on a Laundry Pile“, singt sie, und die beschwingten Fänge in ihrer Phrasierung verleihen den Details eine melancholische Bedeutung. In „This House“ bietet sie in gemächlichem 6/8-Takt bescheidene Gastfreundschaft (ein tropfender Wasserhahn, eine träge Heizung, ein Zustellbett und ein Kaffeevorrat) an.
Das Album erforscht Freundlichkeit in vielen Formen: freundlich zu sich selbst sein, freundlich zu anderen sein, freundlich in der Liebe sein („I’ve Hurt Worse“, „Took You Up“) und Freundlichkeit in politischer und sozialer Hinsicht. „May Your Kindness Remain“ bestätigt den Aufstieg von Andrews. Es ist eine brillante Platte, ein Beweis dafür, dass alte Formen immer noch zeitlos sein können.