Courting – Guitar Music

Indie Rock, VÖ: September 2022
Obwohl sehr kurz, fühlt sich GUITAR MUSIC von COURTING nicht gehetzt an; es ist wie im Flug vergangen und macht Lust auf mehr.

Von der schrillen elektronischen Klanglandschaft des Eröffnungsstücks „Cosplay / Twin Cities“ bis hin zum bombastischen, maximalistischen Rhythmus von „PDA“ nehmen Courting – angeführt von einer deformierten Stimme von Frontmann Sean Murphy-O’Neill – die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine thematische und klangliche Nervenkitzelfahrt. Das AutoTune für „Guitar Music“ ist eine erfrischende Weiterentwicklung des Genres und eher eine clevere kreative Wahl als eine kitschige. Das Instrumental des Openers wird im Verlauf des Tracks zunehmend instabil und fügt immer mehr schrille und scharfe Texturen hinzu. Es fließt nahtlos in die Single „Tennis“ über, ein Track, der sich zu ihren Post-Punk-Wurzeln bekennt, aber dennoch diese neu entdeckten Hyperpop-Elemente in die Gleichung einfügt.

„Famous“ ist das, was passiert, wenn man vier Jungs mit Gitarren zu viel Aphex Twin hören lässt, und das Ergebnis ist unglaublich. Es fühlt sich an, als könnte es einem 90er-Teen-Film-Soundtrack entsprungen sein, „Famous“ ist alles, was Courting ausmacht. Witzige Lyrik, ein schweres, aber melodisches Fundament und einige wilde Gitarrenarbeit von Gitarrist Josh Cope, der Track ist das Highlight der Platte. Selbst wenn die Band eng an einer gitarrengetriebenen Formel festhält, kann man nicht ahnen, wohin sie damit steuern. „Jumper“ ist ein perfekt ausgeführter Rückblick auf die Nostalgie der Alt-Rock-Poolparty der 90er, während Murphy-O’Neill durch die Lyrik taumelt, die an diese goldene MTV-Ära erinnert. 

„Spent a fiver on a drink I don’t like / Just to impress you“, singt er, wobei seine Stimme durch den absichtlichen Einsatz von AutoTune gleichzeitig verzerrt und verstärkt wird. “Maybe we could get a mortgage someday / I always thought that sounded boring to me / But I don’t mind.” Courting haben Pavement, Blur und LCD Soundsystem als ihre wichtigsten Einflüsse genannt, und auf „Guitar Music“ kann man Teile von allen dreien hören, ohne dass die Musik jemals wirklich wie eine von ihnen klingt – surreal mutierter Britpop mit verkorksten elektronischen Schnörkeln. Gelegentlich kann sich das Album chaotisch und unzusammenhängend anfühlen, als ob Courting sich nicht entscheiden konnten, wohin ihr Sound gehen soll, und sich stattdessen für eine Art postmoderne Satire der Gitarrenmusik entschieden. 

Als zusammenhängendes Werk macht „Guitar Music“ wenig Sinn. Aber als Aneinanderreihung interessanter, witziger und stellenweise bewegender Tracks geht es mit Bravour vorbei.

7.6